predigt

Predigt zum 14. Sonntag nach Pfingsten (2025)

Mt 22,1-14

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 15

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, wir wissen, dass unser Herr Jesus Christus oft auf Gleichnisse zurückgriff, um den Menschen durch vertraute Bilder die Geheimnisse des Himmelreiches zu erschließen.

In der heutigen Evangeliumslesung vergleicht Er das Reich mit einem Hochzeitsmahl, das ein König für seinen Sohn ausrichtet. Der Hausherr sendet seine Diener aus, um die Geladenen zu rufen, doch diese ignorieren den Ruf: die einen gehen auf ihren Acker, andere an ihren Handel, und einige töten sogar die Gesandten. Darüber erzürnt, befiehlt der König seinen Dienern: «Geht nun hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.» Und das Festmahl füllt sich mit allen, die sie finden konnten – mit Guten und Bösen.

Von einem solchen Mahl hat eigentlich bereits der Prophet Jesaja gesprochen: «Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit feinsten Speisen, ein Festmahl mit erlesenen Weinen (…) Vernichten wird er für immer den Tod, und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen» (Jes 25,6-8). So wurde schon lange vor Christus vom Mahl der künftigen Welt verkündet und was es bedeutet.

Doch wir wollen einmal näher betrachten, wie der Herr hier den König, also Gott, darstellt. Der König ruft nicht nur die Auserwählten, sondern einfach alle, denen die Diener auf den Wegen begegnen. Gott lädt freiwillig jeden Menschen ohne Ausnahme ein.

Gott, wie Er uns von Christus offenbart wurde, ist ein menschenliebender Gott. Man muss Ihn eigentlich nicht um Erbarmen anflehen: im Gegenteil, Er Selbst schenkt es überreich, Er gibt Vergebung und Gnade – allen. Daher war es für Christus wohl erstaunlich zu sehen, dass Menschen, auch unter Seinen Anhängern, diese frohe Botschaft ablehnten: Ihrer Meinung nach „konnte“ Gott nicht anders, als nach dem Gesetz zu strafen, Er „konnte“ nicht einfach die Sünden vergeben.

Mit den „Geladenen“, die die Einladung ablehnten, meint der Erlöser in erster Linie die Schriftgelehrten und Pharisäer – jene, die sich selbst als Hüter des Gesetzes betrachteten und daher nicht akzeptieren konnten, dass Gott alle ohne Unterschied ruft – wozu, so mochten sie gedacht haben, gab es denn das auserwählte Volk und sie als Hüter der göttlichen Offenbarung? In ihrer Vorstellung ist Gott jedoch vor allem Der, der das Gesetz vollstreckt, ein unerbittlicher Richter. Erinnern wir uns an das Gleichnis vom verlorenen Sohn: Der ältere Bruder empört sich, dass der Vater dem jüngeren, der sein Erbe verschleudert hat, aus seiner Sicht viel zu leicht vergeben hat. Aber der Herr Jesus Christus beschreibt unseren Gott genau so – als einen Gott, der vergibt, wenn wir nur auf Seinen Ruf antworten!

Doch unser heutiges Gleichnis endet sehr streng: «Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.» Diese Worte betreffen nicht nur die Juden, sondern natürlich auch uns Christen. Wir alle, die Getauften, sind zum Hochzeitsmahl des Himmlischen Königs geladen – darum sind wir heute hier in der Kirche versammelt. Aber unter den Gästen bemerkt der König einen ohne Hochzeitsgewand, fragt ihn, gibt ihm also Gelegenheit, sich zu erklären; doch dieser schweigt nur. So lässt er ihn fesseln und in die äußere Finsternis hinauswerfen. Unter dem Bild des „nicht hochzeitlichen Gewandes“ verstanden die Kirchenväter ein Herz, das nicht durch Reue gereinigt ist. Sünden haben alle, aber wenn ein Mensch sich nicht wenigstens bemüht, sich zu ändern, nicht von seinen Lastern lassen möchte, kann er nicht im Licht der Göttlichen Gnade verweilen. Und wehe dem, der, zum Hochzeitsmahl gekommen, zur Kommunion der Heiligen Gaben Christi, hört – und sei es auch nur seine eigene innere Stimme, die mit den Worten des Königs aus dem Gleichnis spricht: «Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an?».

So sind wir alle von Gott zur Seligkeit in Seinem Reich berufen. Doch der Herr zwingt nicht, Er zerrt niemanden mit Gewalt. Er ruft nur. Davon spricht wunderbar das Buch der Offenbarung des Johannes des Theologen: «Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.» (Offb 3,20).

Liebe Brüder und Schwestern, wir müssen die uns gegebene Zeit schätzen und sie nutzen, dabei nie vergessen, wozu wir von Gott berufen sind. Und da wir heute gehört haben, dass Gott selbst die Bösen nicht zurückweist, wenn sie aufrichtig bereuen, so können auch wir hoffen: lasst auch uns danach streben, uns in dieses Gewand des Lichtes zu kleiden – in Christus Selbst, um nicht nur Berufene, sondern auch Auserwählte im Reich Gottes zu sein. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester