Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Am heutigen Hochfest der Verklärung des Herrn wenden wir uns erneut den alten Worten der Heiligen Schrift zu, die mit der apostolischen Lesung dieses Tages in Einklang stehen. Im Buch Exodus spricht Gott zu Mose: „Kein Mensch kann mein Angesicht sehen und am Leben bleiben… Wenn dann meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle ich dich in den Felsspalt und halte meine Hand über dich, bis ich vorüber bin“ (Ex 33,20.22). Mose durfte nur den Schatten der göttlichen Herrlichkeit berühren. Gott kommt in der Wolke herab, verborgen, nicht ganz sichtbar, und selbst Mose – der Freund Gottes (vgl. Ex 33,11) – sieht nur einen Abglanz.
Und siehe, derselbe Mose erscheint zusammen mit dem Propheten Elija auf dem Berg Tabor neben Christus, der Seinen Jüngern Sein göttliches Licht offenbart. Mose als Gesetzgeber und Elija als Prophet verkörpern das, was im Evangelium wiederholt als „das Gesetz und die Propheten“ (vgl. Mt 7,12) bezeichnet wird – die ganze Fülle des Alten Bundes, die hier auf dem Berg Tabor von Christus Zeugnis ablegt. Christus ist Derjenige, Der einst mit Mose auf dem Sinai sprach, damals noch verborgen, und Der sich Elija im sanften Säuseln des leisen Windes auf dem Horeb offenbarte (1 Kön 19,12) – jetzt aber zeigt Er Sich von Angesicht zu Angesicht.
Das Evangelium berichtet uns, dass „Seine Kleider weiß wurden wie das Licht“ (Mt 17,2). Sogar die geschaffene Welt, die Materie, hat an dieser Verwandlung teil. In Seiner Verklärung offenbart der Herr die Menschheit, wie sie von Gott gedacht war – verwandelt, erleuchtet, in Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer lebend. Dies ist ein Vorgeschmack auf den zukünftigen Zustand, wenn die ganze Schöpfung „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ sein wird, wie der Prophet Jesaja verheißt (Jes 65,17).
Der Apostel Petrus, der Zeuge des Taborlichts war, schreibt Jahre später: „Wir haben seine Macht und sein Kommen gesehen… Umso fester halten wir nun an dem prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, es zu beachten als ein Licht, das an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht“ (2 Petr 1,16.19). Nicht nur auf dem Berg, sondern auch im Herzen des Menschen kann Christus als Morgenstern aufgehen.
Und hier müssen wir verstehen: Die Verklärung Christi ist nicht nur ein Ereignis aus der Heilsgeschichte, sondern auch ein Ruf zu unserer eigenen Verwandlung. Der heilige Gregor von Nyssa schrieb einst einem Freund1: Ein Name muss Inhalt haben; wenn wir uns Christen nennen, dann sind wir diesem Namen nicht nur durch das Wort, sondern durch ein Leben in Christus verpflichtet.
Christ zu sein bedeutet nicht, sich auf den Glauben an Gott zu beschränken, den sonntäglichen Kirchenbesuch, wenn es gerade passt, oder auf die Erfüllung bestimmter Regeln. Es bedeutet, ein verwandeltes Leben zu führen, in dem unser innerer Mensch durch die beständige Gegenwart Christi licht wird. Ein Leben, in dem das Herz verwandelt und der ganze Mensch zum Zeugen der Gnade Gottes wird. Ein Christ ist jemand, der danach strebt, Christus in Seinen Eigenschaften ähnlich zu werden: in Liebe und Demut, in Wahrheit und Treue, in Barmherzigkeit und Sanftmut, im Kampf gegen das Böse und in der Reinheit des Herzens.
In der Verklärung sehen wir nicht nur Christus, sondern auch uns selbst, wie wir zu sein berufen sind: licht, verwandelt, mit Gott vereint. Lasst uns daher dieses Bild im Herzen bewahren und danach streben, dass das Taborlicht auch unser Leben mit der Gnade Gottes erleuchtet, damit wir wahrhaft „Kinder des Lichts“ (Eph 5,8) werden.
Amen.
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Hl. Gregor von Nyssa, An Olympus über die Vollkommenheit. ↩