Die Seele der Orthodoxen Kirche ist der Gottesdienst, die Feier der Liturgie. Das geschieht in der Regel in einer Kirche, die dazu architektonisch gestaltet und eingerichtet ist. Die Kirche ist unterteilt in drei Räume; zwei Räume für die Gemeinde, die irdische Welt symbolisierend, ein Raum, abgetrennt durch die Bilderwand, die Ikonostase, die überirdische Welt symbolisierend. In diesem Raum befindet sich der Altartisch, hier vollzieht sich das Sakrament der heiligen Eucharistie, die Verwandlung von Wein und Brot in den Leib Christi - also die Anwesenheit Christi selbst.
Obwohl die orthodoxen Kirchen meist Zentralbauten sind, gibt es eine Richtung des Gebäudes von Ost nach West, im Osten die Bilderwand, der Altar. In dieser Richtung, dem Lichte zu, sprechen wir unsere Gebete zu Gott.
Es gibt noch eine reiche Vielfalt an Zeichen und symbolischen Dingen, als deren Wichtigstes die Ikonen zählen, die im Bilde dargestellten göttlichen Personen, Heiligen und die Ereignisse um sie herum. Ikonen werden, wie im Siebenten Ökumenischen Konzil zu Nizäa (787) beschlossen, verehrt, d.h. es werden die dargestellten tatsächlichen Personen im Bilde verehrt. Angebetet wird allein Gott - in der dargestellten Person Christi oder der Dreifaltigkeit - wie sie von dem Ikonenmaler Andrej Rubljow geschaffen worden ist.
Es gibt einen Ikonentypus, der sich "Deïsis" - zu deutsch Anbetung - nennt. Er zeigt Christus auf dem Thron über der Welt sitzend, mit Johannes dem Täufer und der Gottesmutter Maria zu Linken und zur Rechten. Diesen Ikonentypus zeigen unsere neuen Glasfenster nun, in einer Darstellung, die ebenfalls auf Andrej Rubljow zurückgeht. Vor der teilweisen Zerstörung im Bombenangriff auf Dresden im Zweiten Weltkrieg befand sich auf dem Mittelfenster eine Darstellung der Auferstehung, wovon nichts mehr erhalten ist - auch keine Abbildung, so daß wir uns bei der Neugestaltung zu dieser Deïsis entschlossen haben.
Man bezeichnet Ikonen auch als Fenster in die Ewigkeit - eigentlich Fenster aus der Ewigkeit, da sich im Bilde das uns verschlossene Paradies neu eröffnet.
Obgleich nun für orthodoxe Kirchen farbige Glasfenster mit malerischer Darstellung eigentlich keine Tradition haben, so ist unsere Dresdener Gemeinde nun durch etwas sehr kostbares beschenkt. Durch diese Fenster, durch die Christus im Bilde zu uns kommt im Typ der Maiestas Domini, wie es im Lateinischen heißt, als der Allerhalter, der die Welt aus Gnade und Liebe geschaffen hat - uns zu trösten, aber auch daran zu erinnern, daß wir berufen sind sie zu erhalten als kostbares Geschenk des Lebens.