predigt

Predigt zum 13. Sonntag nach Pfingsten (2025)

Mt 21,33-42

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 49

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Unser Herr Jesus Christus sprach oft in Gleichnissen, um Seine Lehre durch vertraute, irdische Bilder zu vermitteln. Diese Geschichten eröffnen verschiedene Facetten der Wahrheit, je nachdem, wer sie hört und wie bereit er ist, sie aufzunehmen.

Heute haben wir das Gleichnis von den Weingärtnern gehört. Ein Hausherr pflanzte einen Weinberg, umzäunte ihn, grub eine Kelter, baute einen Turm und verpachtete ihn. Das Bild des Weinbergs begegnet uns häufig im Alten Testament; dieses Bild bezeichnet das Volk Gottes (vgl. Jes 5,7) und manchmal auch die gesamte Schöpfung Gottes. Eine fast wörtliche Übereinstimmung mit den Worten des heutigen Gleichnisses lesen wir beim Propheten Jesaja, wo von Gott gesagt wird: Er „hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe. Er grub ihn um und entfernte die Steine und bepflanzte ihn mit edlen Reben. Er baute einen Turm mitten darin und hob eine Kelter aus. Dann erwartete er, dass er gute Trauben brächte“ (Jes 5,1-2).

Als die Zeit der Früchte kam, sandte der Herr Knechte, um seinen Anteil zu holen. Aber die Weingärtner schlugen, misshandelten und töteten sie. Daraufhin sandte der Herr noch mehr Knechte – und mit ihnen machten sie es ebenso. Schließlich sandte er seinen Sohn in der Hoffnung: „Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.“ Aber die Weingärtner ergriffen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Der Herr fragte die Zuhörer: „Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?“ Sie antworteten: „Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und seinen Weinberg andern Weingärtnern verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.“

Auf den ersten Blick klagt das Gleichnis die Verstocktheit der Juden an, die die Propheten verwarfen und nun den Sohn Gottes verwerfen. Der Herr sagt Seinen Tod und ihr Schicksal voraus. Aber die Details veranlassen uns, tiefer zu graben, denn es stellen sich Fragen: Warum bestraft der Herr nicht sofort, warum sendet er nicht ein Heer aus, nachdem die ersten Morde passiert sind? Warum riskiert er überhaupt, nachdem er Knechte verloren hat, seinen eigenen Sohn? Und warum gibt er den Weinberg nicht der Verwahrlosung preis, sondern müht sich, andere Weingärtner zu finden?

Wenn wir versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden, zeigt sich, dass der Herr nicht nur Seinen Tod und das Gericht über die untreuen Hirten Israels vorhersagt, sondern auch von der unermesslichen Liebe Gottes zu den Menschen und seiner Schöpfung Zeugnis ablegt.

Der Herr des Weinbergs sucht nicht Rache, sondern Früchte – das heißt, eine Antwort auf seine Fürsorge. Er gibt Chance um Chance, opfert vieles, sogar seinen eigenen Sohn. Er investiert alles in sein Volk, aber erntet nicht Früchte, sondern Aufruhr. Doch er zerstört die Schöpfung nicht aus Enttäuschung – er sucht neue Hüter, damit der Weinberg lebt und Frucht bringt.

Beachten wir, liebe Brüder und Schwestern: Die Worte über die Hinrichtung der Weingärtner spricht nicht Christus, sondern seine Gegner – die Hohenpriester und Ältesten (vgl. Mt 21,45), denen er dieses Gleichnis erzählte. Sie selbst fällen das Urteil über sich, indem sie Gott als Rächer darstellen, aber diese Rache fürchten sie nicht in Bezug auf sich selbst. Ihr Gottesbild ist das eines gestrengen Richters, der Ungehorsam bestraft, aber sie wenden dieses Bild nicht auf sich selbst an.

Nun betrifft die Frage allerdings auch uns. Wiederholen wir nicht den Fehler der Hörer dieses Gleichnisses? Urteilen wir nicht über Gott als einen strengen Strafrichter, erwarten von Ihm gerechte Vergeltung für die Sünden anderer, aber Erbarmen und Verständnis für uns selbst? Stimmen wir nicht unfreiwillig den Feinden Christi zu, wenn wir in Gott in erster Linie den Strafenden und nicht den Vater sehen? Wenn wir in Gott nur den Richter sehen, warum erkennen wir dann nicht in uns die Notwendigkeit zur Umkehr?

Der heilige Apostel und Evangelist Johannes der Theologe bezeugt: „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16; Einheitsübersetzung). Darum sendet der Herr des Weinbergs im Gleichnis seinen Sohn, selbst nachdem die Knechte vertrieben und getötet wurden: Er liebt seine Schöpfung.

Gott hat uns das Leben als einen Weinberg anvertraut – mit dem Zaun der Gebote, der Kelter der Gnade, dem Turm der Kirche. Er erwartet Früchte: Glauben, Liebe, Werke der Barmherzigkeit. Christus beendet das Gleichnis mit den Worten aus dem Psalm über den Stein, den die Bauleute verworfen haben, der aber zum Eckstein geworden ist (Ps 117,22 LXX). Dieser Stein ist Christus Selbst, der Gekreuzigte und Auferstandene. Von den Menschen verworfen, wurde Er zum Grundstein des erneuerten Werkes Gottes – der Kirche, in der das Leben des Weinbergs weitergeht.

Lasst uns also nie die Langmut und Liebe Gottes vergessen. Lasst uns Ihm mit Dankbarkeit antworten mit Glauben, Liebe und guten Werken, damit unser Leben eine Frucht sei, die den Herrn des Weinbergs erfreut. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester