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Predigt zum 29. Sonntag nach Pfingsten (2025) über das große Abendmahl

Lk 14:16-24

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 22

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Der heilige Apostel und Evangelist Lukas vermerkt, bevor er uns das Gleichnis vom grossen Abendmahl überliefert, eine wichtige Einzelheit: Einer der Gäste, die mit unserem Herrn Jesus Christus zu Tische lagen, spricht: «Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!» (Lk 14,15).

Auf diese fromme, aber recht allgemeine Aussage antwortet Christus mit dem Gleichnis, das wir heute gehört haben.

Der Herr spricht von einem Menschen, der ein grosses Abendmahl bereitete und viele einlud. Die Einladung wurde angenommen – und plötzlich, als alles bereit ist, finden die Geladenen Gründe, nicht zu kommen. Der eine beruft sich auf einen Acker, der andere auf ein Geschäft, der dritte auf familiäre Umstände.

Diese Gründe erscheinen durchaus vernünftig. In ihnen liegt keine offene Gottlosigkeit, und für sich genommen sind sie keine Sünde. Und dennoch sind genau sie es, die das ersetzen, was an erster Stelle stehen sollte.

In diesen Antworten klingt ein Widerhall des alttestamentlichen Gesetzes nach. Im Deuteronomium (20,5–7) befreite der Prophet Mose tatsächlich jene vom Kriegsdienst, die ein Haus gebaut und es noch nicht eingeweiht hatten, die einen Weinberg gepflanzt und seine Früchte noch nicht genossen hatten, die sich verlobt, aber noch nicht vermählt hatten. Das Gesetz war barmherzig, weil es die natürliche Ordnung des menschlichen Lebens berücksichtigte.

Doch im Gleichnis unseres Herrn Jesus Christus geht es nicht um Krieg, sondern um ein Festmahl. Nicht um etwas, das man verschieben kann, sondern um etwas, das man nicht verpassen darf. Das Gesetz im Alten Testament bewahrte den Menschen vor dem Tod. Das Evangelium aber lädt ihn zum Leben ein.

Genau hier offenbart sich die Tiefe der Ablehnung der Geladenen. Sie weisen Gott nicht offen zurück; sie schieben Ihn nur auf später. Doch das Reich Gottes ist nicht einer der Punkte auf der Liste der Lebensaufgaben. Es ist das Eine, durch das alles andere seinen Sinn erhält.

Das Festmahl im Gleichnis ist keine Metapher, sondern ein Geheimnis. Es ist das Bild jenes ewigen Mahles, zu dem uns der Herr bereits hier, in der Kirche, im Sakrament der Eucharistie ruft. Und es ist nicht der Lohn für Rechtschaffenheit, sondern ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes, der Selbst zu uns kam, um uns zu rufen und zu gewinnen. Daher fordert Christus keine Verdienste – Er bittet einfach jeden von uns: komm auch du.

Und jene, die einen Grund finden, nicht zu kommen, lehnen das Reich nicht einmal bewusst ab – sie bemerken nur nicht, dass es bereits vor der Tür steht. Das Mahl aber wird unbedingt stattfinden. Das Fest hängt nicht von unserer Teilnahme oder unserem Fernbleiben ab. Die Gnade verschwindet nicht, wenn wir sie nicht annehmen. Wir bleiben nur selbst ausserhalb ihrer Wirkung.

Besonders in diesen Tagen, in denen sich Weihnachten und die Silvesterfeier nähern, ist es leicht, sich von Sorgen, Vorbereitungen, äusseren Formen des Festes mitreissen zu lassen – und den Geborenen selbst zu verpassen.

Wir sind ja nicht zufällige Passanten von den Landstrassen und aus den Zäunen (vgl. Lk 14:23). Wir sind die Geladenen. Wir sind die «Eigenen». Wir sind jene, die dieses Evangelium nicht zum ersten Mal hören. Deshalb sind wir dieser geistlichen Zerstreutheit besonders ausgesetzt. Dass wir nur nicht, obwohl geladen, außen vor bleiben! Jene, die wir gewohnt sind, als Letzte, Sünder, Äusserliche, Fremde zu betrachten, mögen zum Fest eingehen, wir aber könnten wegen unserer Geschäftigkeit vor der Tür bleiben.

Es geht nicht darum, Acker, Geschäft oder Familie aufzugeben. Es geht darum, ihnen nicht den Platz einzuräumen, der Gott allein gebührt. Nur dann wird der Acker zum Segen, die Arbeit zur Ehre Gottes und die Familie zum Abbild der Kirche.

Deshalb endet das Gleichnis mit Worten, die weniger wie eine Drohung, sondern eher wie eine traurige Warnung klingen: «Denn viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt» (Lk 14,24). Und das ist nicht, weil Gott nur wenige erwählt, sondern weil nur wenige auf Seinen Ruf antworten.

Möge der Herr uns nicht unter jenen finden, die «Gründe haben», sondern unter jenen, die, wenn sie Seinen Ruf hören, alles Zweitrangige lassen und in die Freude Seines Reiches eingehen. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester