Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!
Liebe Brüder und Schwestern in Christus! Heute haben wir die Erzählung von der wundersamen Speisung einer großen Menschenmenge mit nur wenigen Broten und zwei Fischen gehört (Mt 14,14–22). Der Herr, der das müde und hungrige Volk sah, lehnte den Rat der Jünger ab, sie wegzuschicken. Er spricht: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“
Natürlich stellt sich sofort die Frage: Wie hätten die Jünger Christi, selbst wenn sie große Vorräte gehabt hätten, fünftausend Männer – plus Frauen und Kinder – sättigen können? Doch der Kern des Geschehens liegt nicht darin, dass der Herr die Gesetze der Natur und der Mathematik überwindet; der Akzent liegt vielmehr darauf, dass Er die Jünger zu Teilnehmern und Vollbringern des göttlichen Wunders beruft.
Christus nimmt die Brote, hebt Seine Augen zum Himmel, segnet das Brot und bricht es – und gibt es den Jüngern. Diese verteilen es an das Volk. Und siehe, diese Speise reicht aus, um Tausende zu sättigen. Mehr noch: Es bleibt sogar eine Menge übrig. Wiederum ist das Geschehene nicht bloß eine Offenbarung göttlicher Macht, für die Naturgesetze keine Einschränkung darstellen. Was der Evangelist beschreibt, ist ein Zeichen dafür, wer Christus ist und was Er in die Welt gebracht hat.
Tatsächlich ist jedes Wunder, das der Erlöser vollbrachte, im Grunde ein Zeichen des kommenden Reiches Gottes. Es sind immer Vorboten dessen, wie es sein wird – denn im Reich Gottes werden die Erlösten „nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten, sie werden weder von der Hitze noch von der Sonne versengt werden. Denn ihr Erbarmer wird sie führen und sie zu Wasserquellen leiten“ (Jes 49,10).
Und tatsächlich erkennen wir in der Schilderung des Wunders aus der heutigen Evangeliumslesung das Geheimnis des Abendmahls. Dieselben Worte, dieselben Handlungen: Der Herr nahm das Brot, segnete es, brach es und gab es den Jüngern. All dies erinnert uns daran, dass die Brotvermehrung nicht nur eine Lehre über das Teilen und Barmherzigsein ist, sondern auch ein Vorbild auf Christus selbst, der das „Brot des Lebens“ (Joh 6,35) ist. Der Herr Jesus Christus stillt vor allem den Hunger und Durst nach Gott, den jeder Mensch in sich trägt, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Bis zum heutigen Tag vollzieht die heilige Kirche dieses große Sakrament mit denselben Worten, die der Herr uns geboten hat und die Er auch bei der Brotvermehrung im heutigen Evangelium sprach. Darin liegt das wahre Wunder: Wir kommen hierher mit geistlichem Hunger und Durst nach Gott, und der Herr sättigt uns alle – damals wie heute.
Der Herr selbst ist das „Brot vom Himmel“, und jeder, der zu Ihm kommt, „wird nicht mehr hungern, und wer an Ihn glaubt, wird niemals mehr dürsten“ – so sagt es der Prophet, so bestätigt es Christus selbst (Jes 49,10; Joh 6,35).
Und wenn der Herr zu den Jüngern sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“, dann ruft Er uns damit nicht nur zu essen, sondern auch nach dem Reich zu leben, das bereits „mitten unter uns“ ist.
Denn der Herr vermehrt nicht nur die leibliche Speise. Er vermehrt auch die Gaben des Geistes: Großmut, Vergebung, Barmherzigkeit, Mitgefühl, Wahrheit. In Seiner heiligen Kirche sind diese Gaben nicht weniger zugänglich als damals das Brot. Sie vermehren sich in jedem, der im Glauben lebt, der – wie die Jünger – aus der Hand des Herrn empfängt und an andere weitergibt.
Auch wenn wir nur wenig haben – Zeit, Aufmerksamkeit, Kraft, guten Willen –, lasst uns mit den Nächsten teilen, damit der Herr das Wenige, das wir besitzen, vermehrt und alle speist und tröstet. Und in der Kirche finden wir immer jenes Brot, das niemals ausgeht. Es ist genug – für uns und für alle, die wir zu Ihm führen. Amen.