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Predigt zum 9. Sonntag nach Pfingsten (2025)

Mt 14,22-33

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 71

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, die heutige Evangeliumslesung (Mt 14,22-33) schenkt uns eine Lehre über den Glauben der Jünger Christi – und über uns selbst.

Wir haben gehört, wie der Herr nach der Speisung der Fünftausend Seine Jünger „nötigte“, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer zu fahren. Er ließ sie bewusst allein. Es war bereits Nacht. Die Jünger fuhren ohne ihren Meister, und bald überkam sie ein starker Gegenwind. Die Wellen schlugen gegen das Boot, Müdigkeit übermannte sie. Es schien sicherer gewesen zu sein, am Tag und mit dem Herrn zu fahren! Doch Christus schickt sie absichtlich in diesen Sturm.

Und so zeigt uns das Evangelium das Bild der Jünger, die in ihrem Boot gegen den Wind kämpfen; der Evangelist beschreibt ihre Hilflosigkeit. Wind und Wellen hätten das Boot leicht zum Kentern bringen können, und in ihren Herzen mögen Zweifel aufgekommen sein: „Warum hat der Herr uns allein losgeschickt?“ Doch gegen den Wind zu fahren bedeutet nicht, sich von Christus zu entfernen. Der Sturm wird für sie zum Ort einer wahrhaftigen Begegnung mit Ihm, und zum Moment eines geistlichen Reifens.

Viele von uns hätten sich wohl ein frommes Bild gewünscht: Die Jünger beten im Boot, der Wind legt sich plötzlich durch ihr Gebet, sie erreichen das Ufer, loben Gott, und alles endet gut. Doch das Evangelium zeigt etwas ganz anderes! Sie ringen in Angst und Panik mit den Elementen. Doch dann kommt der Herr mitten im Sturm zu ihnen, Er geht auf den Wellen. Wir sollten beachten: Er befiehlt dem Wind nicht zu schweigen oder den Wellen, still zu werden. Vielmehr finden die Jünger gerade inmitten des tobenden Sturmes den Herrn wieder, empfangen Trost und Stärkung im Glauben.

Im Bußkanon gibt es die bewegenden Worte: „Das vom Sturm der Lebensnöte aufgewühlte Meer des Lebens vor Augen, habe ich Deinen stillen Hafen angelaufen und rufe zu Dir: Führe mein Leben aus dem Verderben, Erbarmungsvoller.“ (Irmos der 6. Ode) Dieses Gebet lehrt uns, dass Frieden und Sicherheit nicht in der Abwesenheit von Stürmen und Prüfungen liegen, sondern in der Gegenwart Christi.

Es gibt verschiedene Stürme, die in unserem Leben toben: Stress, Trauer, Armut, Einsamkeit, Versuchungen, Leidenschaften, Krankheit, Verlust... Doch selbst in solchen Nöten können wir dem Herrn begegnen. Der Sturm mag nicht immer verstummen, doch wenn wir den Herrn suchen und rufen, werden wir Ihn sehen, Seine Stimme hören – ja, uns an Ihm festhalten können wie der sinkende Petrus, der die Hand des Erlösers ergriff.

Das Beispiel des Petrus zeigt uns, wie wir in Momenten des Zweifels handeln sollten. Wenn wir spüren, dass wir unterzugehen drohen, ist es das Wichtigste, Christus weiter anzurufen. Wir müssen nicht aus eigener Kraft versuchen, „ans Ufer zu schwimmen“. Wir müssen nur die Hand ausstrecken und Seine rettende Rechte ergreifen.

Dasselbe sagt uns der Prophet Jesaja, indem er Gottes Wort an den Menschen weitergibt: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst … Gehst du durchs Wasser, ich bin bei dir, / durch Ströme – sie werden dich nicht verschlingen. / Gehst du durchs Feuer, / wirst du nicht versengt … Denn ich bin der Herr, dein Gott, / der Heilige Israels, dein Retter.“ (Jes 43,1-3) Der Herr ruft uns wie den Jüngern zu: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“

Der Apostel Paulus erklärt in der heutigen Lesung aus dem Epistel (1 Kor 3,9-17), warum diese Stürme und Prüfungen so wichtig sind. Er sagt, unser Glaube sei ein Bauwerk. Und als Baumeister müssen wir wissen: Das Fundament unseres Glaubens ist Christus. Stürme und Versuchungen prüfen wie Feuer, worauf wir bauen. Die Jünger im Boot, umgeben vom Sturm, durchlaufen diese Prüfung. Sie sehen Christus, werden im Glauben gestärkt und verstehen: Er ist ihr einziges und sicheres Fundament.

Der Herr bewahrt uns nicht vor Prüfungen, die wie Feuer unseren Glauben läutern. Doch Er führt uns durch sie hindurch und festigt unseren Glauben. Darum, wenn uns die Stürme des Lebens umtosen, lasst uns nicht murren oder meinen, der Herr habe uns verlassen. Er ist da – im Herzen des Sturmes. Lauschen wir, hören wir Seine Stimme und halten wir uns an Seine Gebote. Dann werden wir nach Seinem Wort den stillen Hafen des Heils erreichen. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester