Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Christus ist auferstanden!
Liebe Brüder und Schwestern, heute preist die Kirche die heiligen Myronträgerinnen – jene Frauen, die mit glühender Liebe zum Grab des Herrn kamen, um Ihm selbst nach Seinem Tod zu dienen, ohne – menschlich gesprochen – auf irgendetwas zu hoffen. Und gerade ihnen wurde zuerst die wunderbare Botschaft offenbart: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; Er ist auferstanden, Er ist nicht hier.“ Und so wurden sie die ersten Zeuginnen nicht der Finsternis des Todes, sondern des Lichts des Lebens.
Das Evangelium nach Markus erzählt, wie die Myronträgerinnen in der Morgendämmerung zum Grab kamen, mit duftenden Ölen. Sie waren besorgt: Wer würde ihnen den schweren Stein wegwälzen? Doch als sie ankamen, sahen sie den Stein bereits beiseite gerollt, das Grab leer und darin einen Jüngling in weißem Gewand, der ihnen das Geheimnis der Auferstehung verkündete. Man sollte meinen, Freude hätte ihre Herzen erfüllt! Doch der Evangelist berichtet: „Sie gingen hinaus und flohen vom Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen, und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.“ Doch warum Furcht statt Jubel? Warum schwiegen sie? Überhaupt war dies in den ältesten Handschriften des Markusevangeliums der letzte Satz. Es endete an dieser Stelle mit „Zittern und Entsetzen“, mit Schweigen und Furcht.
In der Heiligen Schrift gibt es viele Beispiele für solchen Schrecken und solches Zittern, dafür, dass vor dem Angesicht Gottes „alles menschliche Fleisch verstummt“ (vgl. in der Liturgie am Karsamstag den Gesang anstelle des Cherubikon): „Der Herr aber wohnt in seinem heiligen Tempel. Alle Welt schweige in seiner Gegenwart“ (Hab 2:20), und: „Alles Fleisch sei still vor dem Herrn! Denn Er erhebt sich aus seiner heiligen Wohnung“ (Sach 2:17). Wenn der Mensch der Gottheit begegnet, bleiben ihm die Worte versagt. Die hier im Evangelium beschriebene Furcht ist also nicht Angst, sondern tiefste Ehrfurcht.
So ist das leere Grab, das die Myronträgerinnen betraten, ein heiliger Ort – ein Ort der Begegnung mit Gott, in dem nicht etwa ein Toter lag, sondern sich der Lebendige offenbarte. Zugleich riss ja der Vorhang im Tempel von Jerusalem entzwei (vgl. Mt 27:51 u.a.), sodass fortan das Allerheiligste nicht mehr hinter den Mauern des Tempels, sondern dort zu finden ist, wo die Botschaft vom auferstandenen Christus erklingt.
Im Evangelium nach Johannes hörten wir, wie der auferstandene Christus den Aposteln und dann Thomas erschien, um ihren Glauben zu stärken (Joh 20,19-31). Doch die ersten, die Seine Herrlichkeit erkannten, waren die Frauen. Niemand sah, wie Gott Adam erschuf – Eva war die erste, die ihn sah. Ebenso sah niemand die Auferstehung Christi, doch die Myronträgerinnen waren es, die zuerst davon erfuhren. Sie war es, die zuerst fiel – und sie war es, die als erste mit Freude erfüllt wurde. So erhöht Gott das Schwache, macht nicht den Stärksten, sondern den Treuen, den Liebenden zum Ersten. Während die Apostel sich noch aus Furcht versteckten, gingen die Frauen zum Grab – und wurden als erste der großen Ehre gewürdigt.
Und darin besteht ihr Beispiel für uns: Wenn es schwer ist, wenn die Angst überhandnimmt und alles verloren scheint – dann geht zu Christus. Dient Ihm, selbst wenn es scheint, als würde das auch nichts mehr ändern. Die Myronträgerinnen erwarteten kein Wunder, doch das Wunder ist ihnen begegnet. Weicht nicht zurück wie die starken und klugen Jünger, sondern geht mit einfachem Herzen dorthin, wo der Herr ist.
Von uns wird nicht immer große Heldentat verlangt. Oft genügt Treue, ein einziger Schritt auf Christus zu. Alles andere wird uns der Auferstandene Selbst offenbaren. Möge die Liebe und Treue der Myronträgerinnen uns inspirieren, immer zu Christus zu gehen, damit auch uns Seine Herrlichkeit offenbar werde. Amen. Christus ist auferstanden!