Dieser Artikel erschien in den "Sächsischen Heimatblättern", Jahrgang 49 (2003), Heft 4, S. 304-319. Auf der Webseite der Kirchgemeinde der russisch-orthodoxen Kirche Dresden wird er mit freundlicher Genehmigung des Autors, Prof. Dr. Erhard Hexelschneider, und des Verlags Klaus Gumnior veröffentlicht.
Anfänge: Von Peter dem Großen bis Alexander I. |
Das Ringen um eine russisch-orthodoxe Kirche in Dresden |
Die St. Alexej-Gedächtniskirche zur russischen Ehre in Leipzig |
Fußnoten |
Anmerkungen |
Als es um das Ablegen des alten heidnischen Glaubens in der Kiewer Rus ging, sandte Großfürst Wladimir I. Swjatoslawitsch, später der Heilige genannt, der »Nestorchronik« zufolge Emissäre aus, die den für sein Volk passenden Glauben suchen sollten. Im »griechischen« Byzanz endlich fanden sie 988 eine Religion, die sie wie folgt beschrieben haben:
»Sie (die Griechen, E. H.) führten uns an die Stätte, wo sie ihrem Gott dienen, und wir wußten nicht, ob wir uns im Himmel oder auf Erden befanden: denn auf Erden haben wir so etwas noch nicht erlebt und so wunderbares Geschehen niemals geschaut; es ist unmöglich, das alles zu beschreiben. Eines aber wissen wir: mit jenen Menschen dort ist Gott; ihr Gottesdienst dem aller anderen Völker. So etwas können wir nicht vergessen; denn keiner, der einmal Süßes gekostet hat, will danach noch Bitteres schmecken. So wollen auch wir in Rußland nicht länger mehr anders leben.«[1]
In der Folge breitete sich diese Religion mehr aus und wurde bald zur Staatsreligion des Russischen Reiches. Nicht nur den Russen, sondern auch den Westeuropäern imponiert diese Kirche vor allem durch die Prächtigkeit der Rituale, die wunderbare Liturgie, die herrliche Kirchenmusik und die fromme Inbrunst der Gläubigen, aber natürlich auch durch die architektonische Gestaltung der Kirchen selbst und ihre prachtvolle Innenausstattung, besonders die Ikonostase. Goethe beispielsweise war von den Ikonen fasziniert und bemühte sich (wenn auch vergeblich), einige Exemplare in seinen Besitz zu bringen. Heute zieht die orthodoxe Religion in ihren verschiedenen Ausprägungen immer wieder die Aufmerksamkeit einer breiteren Öffentlichkeit auf sich, was nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass mit den wachsenden Zahlen von Einwanderern und Spätaussiedlern aus dem Osten und Südosten Europas ein nicht unerheblicher Zustrom an Gläubigen des orthodoxen Bekenntnisses erfolgt ist. Breitere Aufmerksamkeit hat in den letzten Jahren auch die prozessuale Auseinandersetzung um die Besitzverhältnisse der Russisch-orthodoxen Kirche in Dresden gefunden. Im folgenden werden einige Materialien vorgestellt, die die Bemühungen um die Schaffung einer russisch-orthodoxen Kirche in Sachsen (vornehmlich in Dresden) zeigen und gleichzeitig das Spannungsverhältnis zwischen russisch-orthodoxem Gemeindeleben und sächsischer Öffentlichkeit bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs verdeutlichen sollen.
Für gewöhnlich nahmen die gläubigen Russen ihre religiösen Rituale ins Ausland mit. Zwischen 1806 und 1913 wurden 20 russische Kirchen in Deutschland geweiht. Die nach Mitteleuropa verheirateten russischen Prinzessinnen reisten mit eigenen Priestern und ließen sich ihre orthodoxe Kapellen bauen, z.B. in Ludwigslust, Rotenberg bei Stuttgart, Potsdam oder Weimar.[2] Die zu den Messen in Leipzig weilenden Kaufleute aus dem europäischen Osten und Südosten besuchten die dort durchgeführten Gottesdienste der ebenfalls orthodoxen Griechen. Ähnlich war es bei den im Ausland studierenden russischen Studenten, sofern sie nicht einen eigenen Priester zur Betreuung dabei hatten. Und die großen Potentaten hatten natürlich auf Reisen ihre Geistlichen im Gefolge.
Die Anfänge: Von Peter dem Großen bis zu Alexander I.
Anfänge: Von Peter dem Großen bis Alexander I. |
Das Ringen um eine russisch-orthodoxe Kirche in Dresden |
Die St. Alexej-Gedächtniskirche zur russischen Ehre in Leipzig |
Fußnoten |
Anmerkungen |
Einige frühe Beispiele aus Sachsen mögen das belegen. Als Peter der Große 1698 durch Westeuropa reiste und am 6. Juni auch Leipzig berührte, befand sich ganz selbstverständlich ein Priester bei ihm. Von David Fassmann, einem Biographen Friedrich Augusts von Sachsen, erfahren wir: In der Suite des Zaren befand sich ein vornehmer Geistlicher, so als Priester von der Czaarischen Hofstadt mitreisete. Er hatte in der Lateinischen Sprache, und in der Griechischen Kirchen=Historie, gute Wissenschafft, war auch über alle massen leutselig.
[3] Sein Name ist bisher ebenso unbekannt geblieben, wie der jenes »bärtigen« Priesters (ein Rußischer Praelat
[4]), der am 25. Oktober 1711 in Anwesenheit von Zar Peter die Trauung zwischen dessen Sohn, dem Zarewitsch Alexej Petrowitsch, und der Prinzessin Charlotte Christine Sophie von Braunschweig-Wolfenbüttel zu Blankenburg in der Schlosskirche zu Torgau vornahm, übrigens auf Kosten des sächsischen Kurfürsten. In dieser Stadt war die Braut 1707 konfirmiert worden; ihre Patin war die Gemahlin des sächsischen Kurfürsten August II., Christine Eberhardine von Sachsen. Die Trauung fand nach russisch-orthodoxem Ritus statt, obwohl der Prinzessin im Ehevertrag ausdrücklich die Bewahrung ihres protestantischen Glaubens für sich und ihren Hofstaat zugesichert worden war. Ihr Sohn, der spätere, nur kurze Zeit regierende Zar Peter II., wurde allerdings orthodox getauft. Nach einem zeitgenössischen Augenzeugenbericht des Braunschweiger Rates B. Toepffinger fand der Frühgottesdienst noch getrennt statt. Während die protestantischen Braunschweiger Herzöge die Schloßkirche nutzten, verrichteten die anwesenden Moscowiter [...] denselben vor sich nach Ihrer Arth in ihren Cammern.
Die Trauungszeremonie fand dann in Moscowitischer Sprache
(= Kirchenslawisch) statt und währete eine halbe Stunde
; der Altarraum war zu diesem Zweck umgestaltet worden; Zar Peter selbst hielt seinem Sohn nach orthodoxem Ritus die Krone über das Haupt.[5]
In Leipzig fanden orthodoxe Gottesdienste mindestens seit 1700 statt; man traf sich in dem später so genannten Griechenhaus oder Griechischen Bethaus, dem ehemaligen »Freundschen Hof«, in der Katharinenstraße 4. Dokumentarisch bezeugt ist der erste Gottesdienst für den 29. September 1743; den Tag des Heiligen Michael, in der Reichsstraße in der griechischen Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit im Haus eines gewissen D. Zipfel.[6] Sicher nahmen daran auch russische Kaufleute teil. Nach einer anderen (griechischen) Quelle sollen Mitte des 18. Jahrhunderts zwei russische, namentlich unbekannt gebliebene Fürsten, die an der Universität studiert haben, mit einem eigenen russisch-orthodoxen Priester in einer auf ihre Kosten ausgestatteten Kapelle den Gottesdienst verrichtet haben. Nach ihrem Weggang wurde das gesamte Inventar den griechischen Glaubensgenossen übereignet.[7] Im Februar 1744 stellte der in Dresden ansässige Archimandrit »griechischen Glaubens« Theoklites (russ. Feoklit) Polyeides aus Mazedonien an den Heiligen Synod in St. Petersburg den Antrag, in Leipzig mit russischen Geldmitteln (er bat um 10.000 Rubel) eine Kirche zu errichten. Er bat auch um die Entsendung junger russischer Priester und Küster, die er ausbilden wollte. Das zeigt nur, dass er entsprechenden Bedarf vorzufinden glaubte. Aber der Synod gab den Antrag (der 1746 wiederholt worden war) an das russische Außenministerium weiter, ohne dass es zu einem positiven Ergebnis kam. Die Zahl der in Leipzig lebenden Russen war offenbar doch zu gering.[8] Die griechisch-orthodoxen Gottesdienste fanden dann (auch für Russen) von 1751 bis 1909 regelmäßig im erwähnten Griechenhaus, danach in der Querstraße statt. Die erste größere russische Studentengruppe um Alexander Radischtschew und Fjodor Uschakow, die auf Geheiß von Katharina II. ab 1767 an der Universität Leipzig Rechtswissenschaften studieren sollte, hatte als geistlichen Beistand und Beichtvater den aus Nowgorod stammenden Priester Pawel bei sich. Die Zarin wusste von der Existenz einer »dortigen orientalischen«, also griechisch-orthodoxen Kirche in der Messestadt, die 1769 umgebaut, mit einem neuen russischen (!) Ikonostas versehen und dem heiligen Georg geweiht wurde [9] und wo auch die russischen Studenten ihre geistlichen Exerzitien abhalten mussten. Pawel, der bis 1775 in Leipzig weilte, war ein gebildeter und in der Leipziger Bürgerwelt wohl gelittener Mann, der intensive Kontakte zu dem Verleger und Drucker Immanuel Breitkopf hatte und dessen Söhnen Bernhard Theodor und Christoph Gottlob (wie wohl auch andere Leipziger) in Russisch unterrichtete.[10] Gerade die Universitäts- und Messestadt Leipzig war ja in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein wesentlicher Anziehungspunkt für russische Studenten und Kaufleute, aber auch für auf der Durchreise befindliche Adlige, die in vielen Fällen ganz selbstverständlich auch Geistliche in ihrer Begleitung hatten. So wird 1766 von einem russischen Geistlichen berichtet, der den russischen Offizierssohn A. K. Krishanowski begleitete und zugleich als Deutschlehrer für Russen auftrat.
All das waren Möglichkeiten, den russisch-orthodoxen Glauben zu praktizieren. Es gab zwar ausgangs des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur wenige ständig in Sachsen lebende Russen und deshalb noch keinen Bedarf an eigenen Gemeinden. Nur in der russischen Gesandtschaft am sächsischen Hof in Dresden darf man eine eigene Kirche (einen geweihten Kirchenraum) vermuten. Das Prinzip der Botschaftskirche war für Rußland üblich, so dass beizeiten in den diplomatischen Vertretung des Auslandes orthodoxe Priester auf Staatskosten etabliert wurden. Die Berufung erfolgte durch den Heiligen Synod, der den Metropoliten von St. Petersburg mit der Aufsicht über die Auslandskirchen beauftragt hatte; die finanzielle Ausstattung lief über das Außenministerium. Bezeugt ist, dass der russische Schriftsteller Nikolai Karamsin im Juli 1789 in Dresden mit dem dort tätigen Geistlichen Tschudowski zusammengetroffen ist.[11]
Nach den Befreiungskriegen und dem Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft wurde Sachsen für 12 Monate (vom 17. November 1813 bis zum 8. November 1814) zum russischen Generalgouvernement erklärt und unter die Leitung des Generals Nikolai Repnin-Wolkonski gestellt. Die russische Besatzung brachte nicht nur ihre Sitten und Gebräuche mit, ihren Hunger und ihren Durst, sondern auch ihre Festtage und die so fremdartige Religion. Und so sollte ein sächsisches Massenpublikum (vornehmlich in Dresden und Leipzig) das russische Weihnachtsfest ebenso erleben wie das russische Ostern und auch andere kirchliche Festtage. In den Geschäften konnte man im Frühjahr 1813 beim ersten Einmarsch der Alliierten russische Heiligenbilder kaufen, die nach den Ikonen des Leipziger Griechenhauses gestaltet waren. Der Altertumswissenschaftler Carl August Böttiger beschrieb die eigenartige russische Jordansweihe, eine orthodoxe Variante des Epiphanienfestes, am 18. Januar 1814 den Ufern der Elbe am Wiesentor in Dresden-Neustadt, die Parade, Auszeichnungsveranstaltung und Fahnenweihe in einem war, nur fehlte die Taufe der neugeborenen Kinder. Aber Böttiger meinte etwas spöttisch:
»Käme es übers Jahr noch einmal zur Jordansweihe an unser Elbe, so könnte da wohl mancher kleine Moscowiter von einer Dresdner Mutter gleich neu getauft werden; denn das Gebot: seid fruchtbar und mehret euch! treibt die russische Garnison jetzt hier auf allerlei Wegen.«[12]
In Dresden wurden — neben den uns unbekannten, durchaus üblichen Feldkirchen des Heeres — zwei russisch-orthodoxe Kultstätten eingerichtet: die erste in einem prachtvoll mit Teppichen von Raffael und Gemälden des Bellini-Schülers Giovanni Batista Cima da Conegliano ausgestatteten, ziemlich geräumigen Saal des Brühlschen Palais, dem Sitz des russischen Generalgouverneurs, in dem Zar Alexander I. dem Ostergottesdienst 1814 beiwohnte, und eine weitere Kapelle im Gartenpalais des Prinzen Maximilian in der Ostraallee für die Truppen;[13] in Leipzig blieb es bei der griechischen Kapelle in der Katharinenstraße, wo die russische Kaiserin Jelisaweta Alexejewna im Juni 1814 an einem Gottesdienst teilnahm. Übrigens sangen sächsische Chöre, darunter die Schüler der Dresdner Kreuzkirche, am 9. April im Anschluß an den russischen Ostergottesdienst eine Hymne.[14] Zum ersten Mal gab es nun ständige Kultstätten für die russischen Gläubigen, die natürlich in Dresden mit der Übergabe an die preußische Verwaltung und dann mit der Rückkehr des sächsischen Königs wieder zu bestehen aufhörten. Aber die russisch-sächsische Gouvernementsverwaltung erließ noch am 22. April 1814 ein Patent, das den Bekennern der griechischen Kirche (so nannte man alle Anhänger der Orthodoxie fast das gesamte 19. Jahrhundert hindurch) die bisher verweigerten gleichen bürgerlichen Rechte wie den Katholiken und Reformierten zugestand. Diese Toleranz wurde so begründet:
»Die Völker griechischen Glaubens haben Anspruch auf die Gunst ihrer Mitchristen der abendländischen Kirche, denn sie haben für die geistigen und bürgerlichen Rechte des Abendlandes gekämpft und gesiegt, und die liberale Denkungsart des Sächsischen Volkes bürgt dafür, daß ihm eine Verfügung willkommen seyn werde, die auf Menschenliebe gegründet, Glaubensfreyheit entspricht.«[15]
Durch das königlich-sächsische Reskript vom 7. August 1815 wurde diese Regelung »in Ansehung der bürgerlichen Gerechtsame« aufrechterhalten und sanktioniert, dennoch wurden den orthodoxen Gläubigen die Rechte auf juristische Eigenständigkeit einer Gemeinde lange nicht zugestanden. Diese Position wurde dann im sächsischen Verfassungsedikt von 1831 bestätigt, was in den sechziger und siebziger Jahren zu Auseinandersetzungen zwischen den Behörden und den russischen Initiativgruppen für einen Kirchenbau führen sollte.
Danach gibt es in unseren Erkenntnissen eine große Lücke. Nur wenige Russen weilten auf Dauer in Sachsen, die meisten in Dresden, aber genauere Zahlen fehlen. Ob es bei der russischen Gesandtschaft am sächsischen Hof ständig einen Priester gab, konnte bisher nicht festgestellt werden, ist aber anzunehmen. Allerdings versuchte kein geringerer als der Revolutionär Michail Bakunin über seinen in Berlin wohnenden Bruder Pawel am 8. November 1842 wegen einer Beerdigung den dortigen russischen Priester zu erreichen, da der griechische Priester aus Leipzig wegen Krankheit verhindert war.[16] Folglich war zu diesem Zeitpunkt in Dresden ein eigener orthodoxer Priester nicht präsent. Erst seit Mitte der fünfziger Jahre kam es in ganz Deutschland zu Veränderungen. Die Zeit erleichterter Reisebedingungen unter Zar Alexander II. führte zu einem Strom vermögender Russen nach Mittel-, West- und Südeuropa. In Bädern und Kurorten, in Residenzen und Handelszentren bildeten sich »russische Kolonien« von Dauergästen und Durchreisenden, die auch um die Pflege ihres Glaubens bemüht waren. Die Zahl der russischen Kirchen nahm sprunghaft zu.
Sachsen blieb davon zunächst weitgehend unberührt. Die Verfassungsurkunde des Königreichs vom 7. September 1831 gewährte zwar jedem Landeseinwohner »völlige Gewissensfreiheit« sowie »Schutz in der Gottesverehrung seines Glaubens« und war in § 33 um den Gleichheitsgrundsatz bemüht: Die Mitglieder der im Königreiche aufgenommenen christlichen Kirchengesellschaften genießen gleiche bürgerliche und politische Rechte.
Sofort anschließend hieß es aber einschränkend: Alle anderen Glaubensgenossen haben an den staatsbürgerlichen Rechten nur in dem Maße Antheil, wie ihnen derselbe vermöge besonderer Gesetze zukomme.
Und in § 56 wurde dann eine Bestimmung formuliert, die die sächsischen Behörden in einen über zehn Jahre dauernden Streit um eine eigenständige russisch-orthodoxe Kirche in Dresden verwickeln sollte: Nur den im Königreiche aufgenommenen oder künftig, mittelst besonderen Gesetzes, aufzunehmenden christlichen Confessionen steht die freie, öffentliche Religionsausübung zu.
[17] Eben das sollte der Streitpunkt werden, denn es ging im Kern nicht schlechthin um den Bau einer russisch-orthodoxen Kirche (das natürlich auch), sondern um eine in Sachsen eigenständig agierende russisch-orthodoxe Religionsgemeinschaft, die als Anstalt des öffentlichen Rechts fungieren wollte. Nach den geltenden Bestimmungen hätte das aber eine Verfassungsänderung oder zumindest die Verabschiedung eines diesem Anliegen gerecht werdenden Sondergesetzes bedeutet, wozu man in Sachsen ganz und gar nicht bereit war.
Das Ringen um eine russisch-orthodoxe Kirche in Dresden
Anfänge: Von Peter dem Großen bis Alexander I. |
Das Ringen um eine russisch-orthodoxe Kirche in Dresden |
Die St. Alexej-Gedächtniskirche zur russischen Ehre in Leipzig |
Fußnoten |
Anmerkungen |
Verfolgen wir dieses Ringen in den Jahren 1862-1874 nach Archivakten etwas genauer. Am 8. Februar 1862 wandten sich ein Fürst Eugen Lwoff (wir verwenden die zeitgenössischen Namensschreibungen) mit anderen an den Dresdner Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Pfotenhauer mit der Bitte, in der Stadt eine griechisch-russische Hauskapelle errichten zu dürfen, wozu man bei einem gewissen Friedrich Albert Jüngst in der Ostraallee bereits entsprechende Räumlichkeiten gemietet habe.[18] Dazu sollte auch ein ständiger Priester bestellt werden. Der Rat hielt eine solche Einrichtung für völlig unbedenklich »bei der nicht geringen Anzahl hier lebender russischer Familien«, zumal man für die Anhänger der Anglikanischen Kirche (durch Verordnung vom 13. April 1858) bereits eine ähnliche Lösung gefunden hatte. Immerhin hatte die Polizeidirektion in diesem Jahre (1862) 466 russische Staatsbürger in Dresden registriert, die aber natürlich nicht alle russisch-orthodoxen Glaubens waren. Das für Religionsangelegenheiten zuständige Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht stimmte am 8. April 1862 grundsätzlich der Errichtung einer Hauskapelle und der Einstellung eines Priesters zu, begrenzte aber dessen Funktion auf Taufen und Trauungen in den Fällen, wenn beide Eltern bzw. beide Partner gleichen russisch-orthodoxen Glaubens seien, sowie Beerdigungen mit der Informationspflicht an die zuständigen sächsischen Behörden. Die Gemeinde wählte am 24. April 1862 einen Kirchenrat, bestehend aus dem Priester Nikolai Petrowitsch Juchnowski (der aus Warschau berufen wurde), dem Kirchenältesten und weiteren 15 Gemeindegliedern; unter der Leitung von J. Saizew wurde ein Kirchenchor aus vier Sängern der Dresdner Oper gebildet. Aber schon im Juni 1862 gab es Ärger (inzwischen war die Hauskapelle aus bislang ungeklärten Gründen in der Brückenstraße 7, dem Wohnsitz des Priesters Juchnowski, angesiedelt), weil in mehreren Fällen Leichen im offenen Sarg vom Wohnsitz in die Kapelle überführt wurden, wogegen hygienische Einwände geltend gemacht wurden. Der russische Geistliche wurde entsprechend verwarnt, zumal er in anderen Fällen auch die übliche Meldepflicht bei Todesfällen vergessen hatte. Er redete sich, wohl eher aus taktischen Gründen, mit mangelnden Deutschkenntnissen heraus.
Am 13. Mai 1863 hielt der Stadtrat zwar eine besondere, eigenständige kirchliche Gemeinde nicht für notwendig, sprach sich dann aber endgültig für eine »griechisch-katholische Kapelle« in Dresden aus, wenig später, am 9. Juli 1863, auch offiziell das Kultusministerium. Aber trotz der erteilten Genehmigung, eine eigene Kapelle bauen zu können, dazu entsprechenden Bauplatz zu erwerben und Gottesdienste abzuhalten, setzte das Ministerium weiterhin Widerstand unter Verweis auf § 56 der Verfassungsurkunde von 1831 entgegen, weil ja die meisten Gläubigen, die zudem nicht sächsisches Bürgerrecht genössen, nur vorübergehend in der Stadt weilen würden und zudem Gemeinderechte nicht in Frage kämen. Die russische Seite legte gegen diese Haltung umgehend Protest ein und formulierte als ihr Ziel die »Errichtung und Bildung einer besonderen kirchlichen Gemeinde mit dem Recht der Persönlichkeit«, also eine juristisch selbständige Kirchengemeinde. Die Situation war auf Jahre festgefahren, obwohl bereits Anfang August 1863 angesichts der Finanzkraft der Russen, die für die Stadt bedeutungsvoll war, seitens des Ministeriums ein Kompromiss vorgeschlagen wurde: man könne doch die »Erwerbung der Rechtsfähigkeit zum Behuf der Aquisition des Areals« für den Bau auch erreichen, indem man eine Stiftung errichte. Durch die staatliche Anerkennung könnte man dann die »Besitz- und Eigentumsfähigkeit« erlangen. Aber den damaligen russischen Antragstellern erschien das zu wenig, weil die Grundfragen dadurch keine Lösung finden würden. Ihre Forderung lautete: Erst Bewilligung des Gemeinderechts, dann Prüfung des vorgeschlagenen Kompromissvorschlags einer Stiftung. In den zeitgenössischen »Dresdner Nachrichten« fand die Position des Kultusministeriums kein Verständnis. Sie machten (allerdings wesentlich später, am 13. Oktober 1864) darauf aufmerksam, dass die hier weilenden Fremden aus den Reiche des russischen Czaaren meist sehr begüterte Leute sind, die jährlich der Residenz ganz außerordentliche Summen zuwenden
. Die Zeitung brachte also deutlich wirtschaftliche Erwägungen ins Spiel.
Trotz der vergeblichen Versuche, mit der sächsischen Regierung eine Grundsatzlösung in Sachen öffentlicher Anerkennung der russisch-orthodoxen Kirche als juristische Person zu erreichen, nutzte die Gemeinde schließlich doch die Chance, wenigstens Baugrund zu erwerben, um eine Kirche errichten zu können. Schon 1861 soll eine Geldsammlung für einen Kirchenbau unter den im Dresdner Raum weilenden 300 russischen Familien veranstaltet worden sein. Im Oktober 1863 wurde zu diesem Zweck eine Wirtschaftskommission gebildet.[19] Zugleich ließen die russischen Initiatoren den Architekten Ernst F. Giese den Bauplan für eine Kapelle entwerfen, der aber infolge der Einschränkungen seitens des Kultusministeriums sowie auch des Stadtrates als eigenständiges Gebäude nicht zur Ausführung kam. Für das erworbene Grundstück (unklar ist, welches hier in Rede steht) war nach Mitteilung des Rechtsanwalts Ferdinand Gottschalk vom 14. November 1863 erst ein (nicht genauer bestimmter) Teil abgezahlt, eine Hypothek aufgenommen und der Rest noch offen geblieben. Da aber generell die Finanzsituation günstig war, hielt man sich die Option einer Stiftung durchaus offen, ohne aber genau zu wissen, wie man konkret weiter arbeiten sollte.
In dieser verfahrenen Situation erwarb der nach 35 Jahren aus St. Petersburg zurückgekehrte, nun in Dresden ansässige Hausbesitzer und Landschaftsmaler C. F. Ferdinand Thieme ein Grundstück am Ende der Sidonienstraße, in der späteren Beuststraße 6, auf dem er ein Privathaus baute. Der Gemeinderat wurde in eine Wirtschaftskommission umgestaltet, die schließlich dem Architekten das Grundstück zum Kaufpreis überließ; die Gemeinde wurde zum Pächter. Am 12. Oktober 1864 wurde hier in den unteren Räumen ein russisch-orthodoxer Betsaal geweiht; die Kapelle selbst wurde dem Einzug des Herrn in Jerusalem geweiht; der Pachtvertrag lief über sechs Jahre.[21]
Über das Gemeindeleben gibt es verhältnismäßig wenige (zumindest mir bekannte) Zeugnisse. Dabei sind die sechziger Jahre jene Zeit, als sich in Dresden eine russische Kolonie zu etablieren begann, die im öffentlichen Leben neben den Österreichern, Amerikanern und Engländern sehr groß war. Mitte der sechziger Jahre weilten nach ungefähren Schätzungen schon 500-600 Russen in der Stadt; 1871 waren es (statistisch genau erfasst) 1.134 russische Staatsbürger. Lebendige Mitteilungen aus dem Gemeindeleben verdanken wir Anna Grigorjewna Dostojewskaja, der Gattin des russischen Romanciers. Beide wohnten von Mai bis Anfang Juli 1867 in Dresden. A. G. Dostojewskaja nahm an einigen Messen in der Beuststraße teil, die sonn- und feiertags um 11 Uhr stattfanden und beschrieb das Innere des Gottesraumes in ihrem Tagebuch so:
»Für eine Hauskapelle ist die Kirche groß. Die Ikone der Gottesmutter rechts auf dem Ikonostas ist eine Kopie der Madonna von Raffael (was Fedja [F. M. Dostojewski] gar nicht gefällt). Sie sangen eine sehr seltsame Melodie, wie ich sie noch nie gehört habe, so ähnlich wie die einer Romanze.«[22]
A. G. Dostojewskaja bemerkte, dass der Kirchgang eine Stätte der Begegnung für viele stark herausgeputzte russische Damen war, dass deren übliche Verkehrssprache (außer der russischen Begrüßung) französisch war und dass viele ordengeschmückte Militärs an jenem Dankgottesdienst teilnahmen, der der Errettung des Zaren Alexander II. nach einem Mordanschlag in Paris gewidmet war. Fjodor Michailowitsch Dostojewski nahm wohl erst während des zweiten Dresden-Aufenthaltes von August 1869 bis Juli 1871 sporadisch an Gottesdiensten teil. Durch die ungeklärte Situation der Kirchgemeinde, deren Sphäre auf private Hausgottesdienste (also auf einen relativ geschlossenen Kreis) reduziert blieb, konnten auch keine regelmäßigen Ankündigungen der Gottesdienste in der örtlichen Presse erscheinen; mitgeteilt wurden nur die katholischen, protestantischen und anglikanischen Veranstaltungen, die der Juden und Orthodoxen fehlten. Dennoch wurde hin und wieder öffentlich auf die russische Gemeinde aufmerksam gemacht. So erschien in den »Dresdner Nachrichten« am 5. Juni 1867 eine russischsprachige, vom Kirchenältesten Krotkoff verfasste Einladung zum Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt.
Aber der Pachtvertrag mit Thieme lief 1870 aus; zudem hatte sich durch die Vergrößerung der russisch-orthodoxen Gemeinde die Situation erheblich gewandelt, so dass es eine neue Initiativgruppe innerhalb der Gemeinde für zweckmäßig hielt, erneut bei den sächsischen Behörden mit dem alten Anliegen (Kirchenbau, Religionsgemeinschaft mit den Rechten einer juristischen Person) vorstellig zu werden. Deshalb übergab eine Gruppe von 26 angesehenen russischen Bürgern unter Federführung des erwähnten »Vorstehers der Russisch-Griechischen Gemeinde« Michail Nikolajewitsch von Krotkoff (eines Militärs außer Dienst) am 4. Januar 1872 ein erneutes Gesuch,[23] in dem Folgendes festgehalten wurde: Leider sei man 1863 den vom Kultusministerium gewiesenen Weg einer Stiftung nicht gegangen, sei es aus verletztem kirchlichen oder aus Nationalgefühl, aus Unkenntnis der sächsischen Verfassungslage oder aus anderen Gründen. Im Kern wäre es natürlich immer um das Recht auf freie Religionsausübung und um staatliche Anerkennung dieser Diasporagemeinde gegangen. Auf Dauer aber, so die Antragsteller, könne man sich nicht mit einem Zustand begnügen, wonach aufgrund von § 56 der sächsischen Verfassungsurkunde von 1831 die russisch-orthodoxe Kirche als Privatgottesdienst nur geduldet würde, wodurch das Entstehen eines eigentlichen kirchlichen Gemeindegefühls behindert werde. Die russischen Gemeindeglieder hätten den seit 1862 bestehenden Zustand eines »Privatgottesdienstes« nur als Übergangsphase angesehen, um ihr Ziel zu erreichen, zu einer »ordentlichen Religionsgemeinde mit korporativen Rechten und zu einer festen geregelten Gemeindeverfassung« zu werden. Immerhin zählte die Gemeinde Ende 1871 schon 358 Glieder (bei, wie gesagt, mehr als 1.000 russischen Bürgern in Dresden) und verfügte über ein Vermögen von 37.370 Reichstalern. Daraus schlussfolgerten die Unterzeichner des Antrags, es gehe darum, die Gemeinde aus dem Status einer Sekte herauszulösen und (mit Verweis auf die mächtige russische Mutterkirche) einen anderen kirchenrechtlichen Zustand herzustellen. Denn, so die Autoren, man hätte eigentlich alles, was kirchenrechtlich als übliche Zeichen der exercitii religionis publici (der öffentlichen Religionsausübung, E. H.) gewertet würden wie ein eigenes Gotteshaus, Glocken und eigene Priester, nur dürfe man keine öffentliche Religionsgesellschaft als selbständiges Rechtssubjekt sein: Der Schein der Sache steht an der Stelle ihres Wesens, und das daraus entstandene Zwitterding heißt 'geduldete' öffentliche Religionsausübung.
Es gehe aber im Wesen um die Gleichberechtigung aller Konfessionen. Die Bittsteller standen nicht an, sogar den als Rechtsgrundlage zitierten § 56 des Verfassungsedikts, noch auf Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 fußenden Paragraphen, als antiquiert und nicht mehr mit den Ansichten der Neuzeit vereinbar zu bezeichnen, als »Palladium aus der Zeit der Religionskämpfe« und als eine »alte verwitterte Mauer«. Wozu brauche Sachsen diese Intoleranz, während doch andere deutsche Staaten wie etwa Preußen längst modernere Lösungen praktizieren würden?
Russischer Kirchenbau und russisch-orthodoxe Gemeinde als Rechtssubjekt wurden also zu einer grundsätzlichen Frage des Verhältnisses von Staat und Religion überhaupt erhoben. Es gehe doch darum, dass die sächsische Staatsregierung nun darauf hinzuwirken habe, »daß im Geiste der Zeit und der ganzen Kulturentwicklung die engherzige Ausschließlichkeit jener Verfassungsbestimmung wenigstens zu Gunsten aller christlichen Konfessionen geändert werde, um dadurch ihre Solidarität mit der Einen christlichen Religion anzuerkennen.«
Es sind starke Argumente, die der Rechtsanwalt der russischen Gemeinde Friedrich Moritz Engel hier gegen die antiquierte Haltung des Kultusministeriums vortrug. Auch die noch 1863 seitens des Ministeriums verwendeten Argumente, man könne keine Gesetzesvorlage als Ergänzung zu § 56 einbringen, weil es sich um Ausländer handle und sich nur wenige sächsische Bürger zur russisch-orthodoxen Religion bekennen würden, werden in dem Gesuch abgelehnt unter Verweis (ohne dass der Begriff natürlich fällt und fallen kann) auf eine gewisse Ausländerfeindlichkeit dieser Grundbestimmungen. Im Ergebnis aller dieser Überlegungen ergab sich die Forderung nach einem neuen, besonderen Gesetz, das der »russisch-griechisch-orthodoxen« (sic!) Konfession das Recht auf freie öffentliche Religionsausübung mit korporativen Charakter für ganz Sachsen erteilen sollte. Hier zeigte sich ein neues Selbstbewusstsein der russischen Gemeinde, das sie aus drei Faktoren bezog: ihrer gewachsenen Gliederzahl, ihrer wirtschaftlichen Kraft in der Stadt und dem sicheren Gefühl, dass analog zu anderen deutschen Staaten auch für Sachsen die Zeit gekommen war, sich von die religiöse Toleranz einschränkenden Bestimmungen freizumachen. Interessant ist, dass dieser Vorgang von den anderen orthodoxen Gemeinden wie der griechisch-orthodoxen Gemeinde St. Georg in Leipzig sowie der wallachischen (rumänisch-orthodoxen) Gemeinde in Leipzig sehr aufmerksam verfolgt wurde, die ihrerseits für sich und ihre Kirchen die gleichen Rechte beanspruchten.[24] Dennoch lehnten Kultusministerium und sächsisches Gesamtministerium den »an sich nicht unberechtigten« Antrag (sic!) ab, weil ein solches Vorhaben zu große Schwierigkeiten parlamentarischen Charakters bereite; sie favorisierten eine Stiftung.
Die Zeit für die russische Gemeinde drängte, obwohl es gelang, den mit Thieme abgeschlossenen Pachtvertrag unter einem neuen Besitzer, dem Tuchhändler Friedrich Böhme, für die Beuststraße 6 noch bis zum 1. Juni 1874 zu verlängern. Deshalb begannen intensive Verhandlungen, wie man dennoch eine Lösung finden könnte, bis endlich am 21. Februar 1874 die Genehmigung zur Begründung einer Stiftung erteilt wurde.[25]
Nachdem bereits seit Sommer 1869 die Vorstellung existierte, ein Komitee zum Bau eine russischen Kirche zu schaffen, wurde am 2. Juni 1871 schließlich eine Baukommission gebildet und eine weitere Subskription für den Kirchenbau aufgelegt. Der russische Gesandte Wilhelm (russ. Wassili Jewgrafowitsch) Kotzebue, der Sohn des bekannten Schriftstellers August von Kotzebue, ein Protestant, vermittelte, so dass die russische Gemeinde am 12. Juni 1871 den Antrag an den Dresdner Stadtrat stellen konnte, ein eigenes Gotteshaus zu erbauen. Die Begründung war zunächst allgemeinstädtisch: Seit einer langen Reihe von Jahren ist Dresden der Sammelpunkt sehr zahlreicher hier domilicirender und reisender Russen; Alles vereinigt sich hier, um ihnen den Aufenthalt lieb und theuer zu machen. Nur ein Wunsch ist bis jetzt in mangelhafter Weise erfüllt,
— ein eigenständiges Kirchenhaus. Es war ein vorsorglicher Antrag, denn noch hatte man nicht ausreichend Geld für den Bau beisammen. Aber — die Antragsteller — man hoffe doch analog zu Städten wie Genf, Nizza, Paris und Karlsbad auf gewaltige Unterstützungen
durch den Dresdner Stadtrat. Es ging um eine nicht genauer bezifferte Summe als finanziellen Zuschuss für den Ankauf und die Bebauung des Grundstücks. Man hoffe, so schlossen die Antragsteller, auf ein monumentales Gebäude
, das der K[öniglichen] Residenzstadt zur Zierde gereiche und zugleich allen hier domilicirenden wie durchreisenden Russen als ein unvergängliches Denkmal der Gastfreundschaft Dresdens dienen würde.
Die Stadtverordnetenversammlung schlug am 13. Juni 1871 einen Baugrund in der Neustadt am Ende der Hauptstraße auf dem Bautzner Platz gegenüber der römisch-katholischen Kapelle vor. Aber die Russen lehnten dieses Areal ab, da die Mehrzahl der Familien im so genannten Englischen Viertel in der Altstadt wohnte und der Weg dahin zu beschwerlich sei. Die Stadt sah sich am 20. Juni außerstande, ein Gelände im öffentlichen Raum auf dem linken Elbufer zur Verfügung zu stellen. In dieser Situation meldete sich der in Dresden ansässige, aus St. Petersburg stammende Rentier Alexander Fjodorowitsch Wollner (geb. 1813). Er schenkte der russischen Gemeinde in Dresden ein an der Reichsstraße (heute Fritz-Löffler-Straße) 19 gelegenes Areal von 55 Ellen Breite und 122 Ellen Tiefe (= 5.500 m2). Die Stadt ihrerseits akzeptierte ein solches Vorgehen und erklärte sich am 19. September 1871 bereit, den Bau der Zufahrtsstraße und der Schleusen aus kommunalen Mitteln in einer Gesamthöhe von 1.419 Talern zu bestreiten. Gleichzeitig wurde aber am 29. November festgelegt, dass im Kriegsfall (sic!) die Umfassungsmauer der Parzelle zur Verteidigung einzurichten sei, die Militärbehörden sogar die Kirche besetzen könnten und die Kirchgemeinde auf jeden Entschädigungsanspruch aus Staatsmitteln bei etwaigen Kriegsschäden verzichten müsste.[26] Aber die Schenkung Wollners konnte juristisch dennoch nicht anerkannt werden, weil die Gemeinde entsprechend den früheren Verhandlungen immer noch über keinerlei Körperschaftsrechte verfügte. Der Boden gehörte weiterhin Wollner, die darauf zu erbauende Kirche eigentlich niemandem. Die Verhandlungen drehten sich im Kreis: Das Kultusministerium stimmte einer rechtlichen Anerkennung der Gemeinde erneut nicht zu, und zwar mit drei Argumenten: Die Gottesdienste würden regierungsamtlich nicht behindert; ein Glockengeläut, ja selbst eine Osterprozession würden zugestanden; für den Fall eine Anerkennung als Gemeinde müsste (ein neues Argument!) die Gemeinde dem Kultusministerium unterstellt werden und der Priester einen Eid auf die sächsische Verfassung schwören.[27]
Nach dieser sehr harten und kategorischen Absage musste man eine andere Lösung finden, die letztendlich zum heutigen Status führte. Am 15. Dezember 1873 schenkte Wollner dem Wirklichen Staatsrat a. D. Semjon Semjonowitsch von Wikulin (1808-1891) in einem notariellen Vertrag sein Gelände mit dem Ziel, dass dieser das Grundstück der »Russischen Kirchengemeinde« (die ja keine juristische Person war) für immer zur Verfügung stelle. Wikulin verpflichtete sich seinerseits, das gesamte Areal mit allen jetzigen und künftig zu errichtenden Baustellen »für ewige Zeiten« der russischen Gemeinde zur eigenen freien Verfügung zu überlassen und es niemandem zu vererben. Dazu hieß es in einer Erklärung: Als Eigentümer des Grundstücks und der darauf errichteten Kirche verzichtet Herr Wikulin für immer auf seine und seiner Erben Rechte auf dieses Eigentum und überläßt es zur ewigen Nutzung den Russen orthodoxen Glaubens, die in Dresden ihren Wohnsitz haben. Als Verwalter und Beauftragter dieses Eigentums wird der orthodoxe Geistliche eingesetzt, der hier den Dienst verrichtet und der durch die Kaiserliche Russische Mission dem Ministerium für Kirchenfragen gegenüber in dieser Eigenschaft beglaubigt wird. Boden und Kirche dürfen von Niemandem und zu keiner Zeit weder verkauft noch verpachtet werden, sie bleiben als Einrichtung ‚Pia Causa‛
.[28] Daraufhin genehmigte das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts per Dekret vom 21. Februar 1874 die Wikulin-Stiftung für die in Dresden aufhältlichen Bekenner der orthodoxen russischen Kirche zu Gunsten dieser letzteren und (die, E. H.) für deren gottesdienstliches Bedürfniß begründet worden ist, als pia causa (also als fromme Stiftung, E. H. )
.[29] Vertreten und verwaltet wurde diese Stiftung durch die jeweiligen, über die russische Gesandtschaft ordentlich auszuweisenden russischen Geistlichen. Der Heilige Synod in St. Petersburg billigte dieses Verfahren. Im übrigen verzichtete der sächsische Staat auf die in solchen Fällen übliche Schenkungssteuer, froh über den erreichten Kompromiss und deshalb nun großzügig. Die Stadtverordneten beschlossen am 23. September 1874 ausdrücklich den Verzicht auf alle »Gemeindeanlagen«.
Der künstlerische Entwurf zu der Kirche, die architektonische Gesamtplanung sowie die Bauaufsicht lag in den Händen des kaiserlich-russischen Hofarchitekten und wirklichen Staatsrats Harald Julius (russ. Garald Ernestowitsch) von Bosse (1812-1894), der sich bereits in Helsinki und Riga, vor allem aber in St. Petersburg und Umgebung durch seine Bauten einen Namen gemacht hatte und der seit 1862 wieder in Dresden ansässig war, wo nach seinen Plänen 1892-1894 auch die neuromanische Reformierte Kirche am Friedrichsring/Ringstraße erbaut wurde (1945 stark zerstört, 1963 abgerissen). Sein Entwurf war dem Moskauer Kirchentyp der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachempfunden: ein quadratischer, von fünf Kuppeln bekrönter Kernbau mit einer Vorkirche (Refektorium) und dem vorangestellten pyramidalen Glockenturm. Es ist ein vielfach gegliederter Ziegelbau, der von außen mit Cottaer Sandstein verblendet wurde.[30] Bosse stellte seine Entwürfe inklusive der Modelle der Kirche der Gemeinde kostenlos zur Verfügung. Dennoch waren die finanziellen Probleme des Baues immens, so dass man zeitweilig sogar die Verschiebung der Grundsteinlegung auf 1873 erwog. Die Gesamtkosten sollten sich auf 200.000 Rubel (= 40.000 Taler) belaufen, wovon 41.000 Rubel durch Spenden (offenbar aus ganz Russland) und 6.000 Rubel durch den Heiligen Synod aufgebracht wurden. Die ursprünglichen Gesamtkosten wurden aber bald auf das Doppelte angesetzt, was durch die Kirchgemeinde nicht mehr aufzubringen war. Daraufhin reichte das Baukomitee am 15. Juli 1873 an den Stadtrat wie an »eine zweite Vaterstadt« ein Gesuch mit der Bitte um eine nicht näher bezifferte Finanzspritze mit der Begründung, dass eine monumentale Kirche Dresden zum Schmuck gereiche, zugleich aber auch viele russische Familien in die Stadt ziehe würde und voraussichtlich die Grundlage einer zahlreichen russischen Colonie am hiesigen Platze
werden könnte (was sich aber als Wunschdenken erweisen sollte). Der Stadtrat lehnte ein solches Ansinnen am 27. Juli 1873 einmütig unter Verweis darauf ab, dass mit der Kostenübernahme für Straßenzuführung und Schleusenbau die Grenzen des Möglichen und Finanzierbaren schon erreicht worden seien. In dieser schier aussichtslosen Finanzsituation spendete der bereits erwähnte russische Adlige S. S. Wikulin (von dem wir sonst eigentlich fast nichts wissen) die fehlende, riesige Summe von über 150.000 Rubeln, der damit wirklich zu einer Schlüsselfigur des Dresdner Kirchenbaus wurde und dem deshalb zu Recht eine Ehrentafel innerhalb des Kirchenraums gewidmet ist. Seine Schwester T. S. Narowaja-Wadkowskaja stiftete ebenfalls eine erhebliche Summe. Außer dem wurden zwei Anleihen aufgelegt. Aus Russland wurden durch Mitglieder der Zarenfamilie und weitere einflußreiche Persönlichkeiten wertvolle Kultgegenstände für die Innenausstattung gestiftet, die die Kirche bis heute zu einem nicht nur geistlichen Zentrum, sonder auch zu einem kultur- und kunsthistorisch wertvollen Denkmal machen.
Damit war der Boden für die Baukommission bereitet, die nunmehr durch ihren Vorsitzenden Michail Adrianowitsch Ustinow im »Dresdner Anzeiger« am 1. Mai 1872 in russischer Sprache alle in Dresden anwesenden Russen zur Grundsteinlegung für die neue Kirche einlud, die damals noch »Rechtgläubige Kirche im Namen des Einzugs des Herrn in Jerusalem« hieß. Die Grundsteinlegung fand am 7. Mai Anwesenheit von Oberbürgermeister F. W. Pfotenhauer, des russischen Gesandten W. von Kotzebue und anderer Honoratioren statt; die örtliche Presse würdigte den kommenden Bau als »eine weithin sichtbare Zierde« der Stadt. Der Bau ging unter der Leitung des Dresdner Architekturprofessors Karl Robert Weissbach zügig voran, so dass die Baukommission (diesmal in Russisch und Deutsch) im »Dresdner Anzeiger« vom 1. Mai 1874 für den 5. Juni (nach altem Stil 24. Mai) alle Interessierten zur feierlichen Einweihung einladen konnte. Es wurde ein großes Ereignis für die Stadt. Das wird auch daraus erkennbar, dass der »Dresdner Anzeiger« in einer ausführlichen Serie »Über die russische Kirche« in vier Folgen vom 1. Juni bis zum Vorabend der Weihe berichtete. Verfasser war der Schriftsteller Dr. Nikolai Wassiljewitsch von Gerbel (1827-1883), ein bekannter Übersetzer deutscher und anderer Literaturen ins Russische (so stammte die erste große neunbändige Schiller-Ausgabe von ihm) und Herausgeber in Russland verbotener dekabristischer Dichtungen im Brockhaus-Verlag (1861), der zu dieser Zeit in Dresden lebte. Nach einer Darstellung der Christianisierung Russlands und einer Übersicht über die Besonderheiten der russisch-orthodoxen Kirche, insbesondere über ihr Verhältnis zum Staat, sowie einer knappen Darstellung der religiösen Rituale kam Gerbel zum Kirchenbau in Dresden. Wiederum unterstrich er, dass die Glieder der russisch-orthodoxen Kirche in Dresden ein stationäres Element der Bevölkerung geworden, und zwar in einem viel ausgedehnterem Sinn, als in irgend einer anderen Stadt des mittleren oder westlichen Europa
.[32] Dann aber wusste Gerbel vor allem die Tatsache zu rühmen, dass es sich bei diesem artistischen Meisterwerk
um das erste Gotteshaus in Mitteleuropa handle, welches (mit Kuppeln, Glockenthurm und der inneren Einrichtung) ganz genau alle Eigenthümlichkeiten einer russischen Kirche enthält
.[33]
Endlich konnte am 6. Juni 1874 mit Genehmigung des Metropoliten Isidor von St. Petersburg und Nowgorod die feierliche Weihe stattfinden, zu der die Erzpriester Rajewski aus Wien und Kustodijew aus Pest sowie Priester Palissadow aus Karlsbad angereist waren, die gemeinsam mit Priester A. F. Rosanow die Konsekration vollzogen. Die Kirche erhielt nun den Namen des Heiligen Simeon Diwnogorez, was zu Deutsch mit »Kirche des heiligen Simeon vom wunderbaren Berge« übersetzt wird. Die Namensgebung war in erster Linie als Geste an den Hauptgeldgeber Semjon (Simeon) Wikulin gedacht und erfolgte am Gedenktag für den Heiligen; bereits früher war Wikulin zum Kurator der Kirche ernannt worden. Zwei Kirchenchöre sangen zur Einweihung. Die Wirkung dieser Veranstaltung war in der sächsischen Öffentlichkeit enorm. Der »Dresdner Anzeiger« berichtete am 7. Juni dreispaltig über dieses gesellschaftliche Ereignis, wiederum aus der Feder von Gerbel, und kam zu dem Schluss: Die Erbauung der russischen Kirche am Ausgange der Reichsstraße setzt die orthodoxen Russen in den Stand, ihren religiösen Bedürfnissen nicht nur auf ihre Weise, sondern auch in einem genau nach den Regeln ihres Cultus erbauten Gotteshauses zu genügen.
[34] Das sächsische Königspaar sowie der sächsische Premier Friedrich August von Minckwitz hatten die Kirche bereits am 4. Juni besichtigt und erhielten ein (bisher nicht aufgefundenes) großzügig ausgestattetes Prachtalbum mit Außen- und Innenfotos der Kirche, das die dankbare Gemeinde auch ihrem Architekten von Bosse verehrte. Dieser wurde vom sächsischen König Albert mit einem Orden geehrt.
Priesterliche Leitfigur dieser Jahre war Erzpriester Alexander Fjodorowitsch Rosanow (1839-1883), der von 1869 bis zu seinem Tode in Dresden wirkte und auf dem dortigen Trinitatisfriedhof begraben ist. Er war im Zusammenhang mit dem Kirchenbau um ein enges Zusammenwirken mit den örtlichen Behörden bemüht und der erste wirkliche Organisator des kirchlichen Lebens noch in der Hauskapelle in der Beuststraße. Er öffnete im Rahmen seiner Möglichkeiten sein Haus einem breiten Kreis von Gläubigen. Zu seinen Gästen gehörte 1870/71 auch die Familie Dostojewski; er taufte im Januar 1870 die Tochter Ljubow. Und obwohl Fjodor Dostojewski nach dem Zeugnis seiner Frau Rosanow nicht besonders schätzte, weil er (von lebhaftem Charakter und einer gewissen Leichtfertigkeit in seinen Urteilen
, wie sie schrieb) für ihn nicht jenen »Typ eines Gottesdieners« verkörperte, wie er ihn sich vorstellte, war er doch sofort bereit, in dessen Haus eine Adresse an den russischen Kanzler A. M. Gortschakow zu entwerfen, die ca. 100 Russen in Dresden im Oktober 1870 zur Unterstützung seiner Schwarzmeerpolitik unterschrieben und absandten.[35]
Die Kirche selbst wurde 1876 durch das russische Außenministerium in den Bestand der Auslandskirchen aufgenommen, damit administrativ der russischen Gesandtschaft in Dresden unterstellt und mit einer Unterhaltssumme von 1.500 Goldrubel jährlich ausgestattet. Damit war im Grunde das Ziel einer eigenständigen Gemeinde und auch einer verfassungskonformen Lösung für Sachsen erreicht. Wieder wissen wir über das kirchliche Leben seit der Einweihung 1874 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs sowie über die Stellung in oder die Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zur Dresdner Öffentlichkeit bisher nur wenig. Die erhaltenen Kirchenbücher (Taufe, Heirat, Tod) harren noch ihrer Freigabe zur wissenschaftlichen Nutzung, um eventuell mehr zur Statistik und auch zu einzelnen wichtigen Persönlichkeiten zu erfahren. Bisher sind nur Einzelfälle bekannt: So wurde der spätere russische Ministerpräsident Pjotr Stolypin (1862-1911) 1863 in Dresden getauft; 1924 fand in der Kirche die Hochzeit Irina Rachmaninowas, der Tochter des berühmten Komponisten Sergej Rachmaninow, mit dem Fürsten Peter Wolkonski statt. Die Dresdner Öffentlichkeit indes nahm nach meinen Beobachtungen kaum noch Notiz von der russischen Kirche. In den Zeitungen mit den wöchentlichen Ankündigungen der Gottesdienste fehlten die Anzeigen der russisch-orthodoxen Kirche nach wie vor. Nur einmal noch würdigte man die Kirche in der Presse, als nämlich Zar Alexander II. am 28. Juni 1875 von Böhmen aus über Dresden nach Russland zurückreiste und — begrüßt von seinen Landsleuten — für eine Andacht von nur einer viertel Stunde in der russischen Kirche seine Reise unterbrach.[36] Eine Gedenktafel im Innern der Kirche würdigt diesen Kurzbesuch. Über die Größe der Kirchgemeinde am Ende des Jahrhunderts sind mir keine Angaben bekannt. Das Kirchgebäude selbst wurde 1897/98 in Vorbereitung auf das 25-jährige Kirchenjubiläum für eine Summe von 15.000 Reichsmark einer gründlichen Renovierung unterzogen; dieses Jubiläum fand aber in der örtlichen Presse schon keine Resonanz mehr. 1902 wurde schließlich ein gemeinnütziger Verein gegründet, der sich in Not befindliche russische und andere Gläubige, die sich ständig oder zeitweilig in Dresden und darüber hinaus in ganz Sachsen aufhielten, unterstützen sollte. Er war auch zuständig für die Instandhaltung der Kirche, für wirtschaftliche Sicherstellung und die religiösen und kulturellen Belange der Gemeinde und finanzierte sich vornehmlich aus Spenden und Kollekten. In der Kirche selbst bestand eine kleine Bibliothek mit kirchlicher und anderer Erbauungsliteratur. Seit dieser Zeit wurde auch durch den damaligen Erzpriester Nikolai Nikolajewitsch Pissarewski Religionsunterricht für Schüler erteilt.[37]
So schien sich alles normalisiert und die russisch-orthodoxe Kirche ihren Platz im religiösen Leben der Stadt Dresden gefunden zu haben. Dass dem durchaus nicht immer so war, zeigen zwei Vorfälle, die in den Akten des Sächsischen Hauptstaatsarchivs bewahrt sind.[38] Eine russische Obristenwitwe von Swett hatte der evangelisch-lutheranischen Kirche zu Dresden-Hosterwitz im November 1899 eine größere Geldsumme gestiftet, damit das Grab ihres Sohnes (neben den sie selbst später gebettet werden wollte) erhalten werde. Als Gegenleistung forderte sie allerdings, dass jährlich ein russisch-orthodoxer Priester die Liturgie am Sterbetag am Grabe abhalte. Das evangelische Landeskonsistorium war irritiert und richtete deshalb eine Anfrage an das Kultusministerium, das unter Berufung auf die entsprechenden Rechtssätze vom 8. April 1862 entschied, man könne danach zwar Menschen orthodoxen Glaubens auf protestantischen Friedhöfen begraben, ein entsprechender Gottesdienst aber sei nicht gestattet. Allerdings — und das wiederum bezeugt den Pragmatismus der sächsischen Behörden — würde man angesichts der hohen Stiftungssumme die orthodoxe Liturgie ausnahmsweise erlauben. Und in einem anderen Fall (1895) wollte ein deutscher Vater, da die russische Mutter orthodoxen Glaubens war, seine katholisch getaufte Tochter im russisch-orthodoxen Glauben erziehen lassen. Auch dazu bedurfte es der Erlaubnis des Kultusministeriums, die aber ebenfalls rasch erteilt wurde. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Schließung der russisch-orthodoxen Kirche in Dresden verfügt und ein Polizeirat mit der Verwaltung des kirchlichen Vermögens beauftragt. Am 30. März 1915 hieß es in einem Bericht der Polizeidirektion Dresden, daß gewisse sicherheitspolitische Bedenken gegen die Wiederaufnahme des Gottesdienstes in der hiesigen russischen Gesandtschaftskirche insofern bestehen, als der in russischer Sprache stattfindende Gottesdienst sich nicht genügend darauf würde überwachen lassen, ob er etwa in antideutschem Sinne abgehalten und zu Fürbitten für den Sieg der russischen Waffen benutzt wird.
[39] Die deutsche Öffentlichkeit würde zudem russische Gottesdienste in Deutschland während des Krieges als »unliebsam« aufnehmen; außerdem würden schon kein Priester und nur noch wenige Russen in der Stadt weilen. Im Laufe des Krieges mussten alle Glocken für Kriegszwecke zum Einschmelzen abgeliefert werden. Seit dem 25. Oktober 1921 ging die Kirche mit ihrem gesamten Vermögen in die Verwaltung der sächsischen Regierung über und wurde dann später an Erzpriester Johannes Grigorjewitsch Mosharowski wieder übergeben. Damit war eine erneute Öffnung Kirche möglich.
Die St. Alexej-Gedächtniskirche zur Russischen Ehre in Leipzig
Anfänge: Von Peter dem Großen bis Alexander I. |
Das Ringen um eine russisch-orthodoxe Kirche in Dresden |
Die St. Alexej-Gedächtniskirche zur russischen Ehre in Leipzig |
Fußnoten |
Anmerkungen |
Und was geschah zu dieser Zeit in Leipzig? Offenbar genügte es den in Leipzig anwesenden Russen (Studenten, Durchreisenden, gelegentlich Kauf- und Handelsleute), wie schon im 18. Jahrhundert und 1813/14, die griechisch-orthodoxe Kirche zu nutzen. So ist bekannt, dass der russische Lyriker und Dramatiker Alexej Konstantinowitsch Tolstoi am 15. April 1863 seine Frau Sofia Andrejewna Miller eben dieser Kirche vom griechischen Archimandriten Andronikos Demetrakopoulos in Anwesenheit der Trauzeigen N. M. Shemtschuschnikow und des Grafen A. N. Bobrinski getraut wurden, obwohl zu diesem Zeitpunkt die russisch-orthodoxe Hauskapelle in der Dresdner Beuststraße bereits existierte.[40] An eine eigene Gemeinde oder gar einen eigenen Kirchenbau scheint man über das ganze Jahrhundert hinweg in Leipzig nicht gedacht zu haben. Auch der Heilige Synod war offenbar mit der Mitnutzung der griechischen Gemeinde einverstanden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts soll diese Gemeinde etwa 100 Glieder gezählt haben, in der Mehrzahl natürlich Griechen. Erst ab dem 12. November 1907 wandte sich die russische Gesandtschaft in Dresden über ihren Ministerresidenten Baron Arist Wladimirowitsch von Wolff an das sächsische Außenministerium mit einer Note, worin der »seit langer Zeit« bestehende Wunsch der russischen Kolonie in Leipzig, vor allem der Studenten, nach einer eigenen russisch-orthodoxen Kapelle vorgetragen wurde, analog zu den orthodoxen Bulgaren, Serben und Mazedoniern, da man am griechischen Gottesdienst nicht mehr teilzunehmen wünsche.[41] Weitere Gründe wurden nicht an geben. Den Gottesdienst sollte der Dresdner Priester abhalten. Die zur Begutachtung herangezogene evangelischen Superintendantur betonte zwar den einheitlichen Charakter der orthodoxen Lehre, sah aber einerseits den autokephalen Charakter jeder orthodoxen Kirche, andererseits die unterschiedlichen Liturgiesprachen, so dass der Wunsch nach Eigenständigkeit »aus religiösen Motiven« erwachse und also zu befürworten sei. Deshalb genehmigte Oberbürgermeister Carl Bruno Tröndlin am 19. Dezember 1907 eigenständige russisch-orthodoxe Gottesdienste in der Stadt in einem noch zu bestimmenden Lokale von Leipzig
. Aber es passierte wohl zunächst noch nichts.
Aber am 30. Januar 1909 tauchte zum ersten Mal in einem offiziellen Dokument, soweit ich es jedenfalls übersehe, die Idee auf, zum 100. Jubiläum der Völkerschlacht zu Leipzig eine Gedächtniskirche zu begründen, als die russische Gesandtschaft dieses Anliegen an das sächsische Außenministerium herantrug. Dem wurde durch das sächsische Kultusministerium am 4. Februar 1909 zugestimmt.[42] Es kam im April 1911 zu Vorgesprächen zwischen dem Schatzmeister des zu diesem Zweck gebildeten russischen Komitees Johann (Iwan) Pawlowitsch Lelianoff und seinem Geschäftspartner Friedrich W. Dodel von der Leipziger Firma G. Gaudig & Blum (den späteren Verhandlungsführern) und dann mit dem Leipziger Oberbürgermeister Dr. Rudolph Bernhard August Dittrich und Oberbaurat Wilhelm Scharenberg, in dem erste positive Ergebnisse erzielt werden konnten. Konkret wurde es aber erst, als sich am 13. Juni 1911 der Chef des russischen Generalstabs General H. Gilinsky als Vorsitzender eines hochrangigen russischen ad hoc-Komitees an den Rat der Stadt Leipzig wandte mit dem Wunsch, die in der Völkerschlacht 1813 gefallenen Russen durch eine zu errichtende Kapelle zu ehren, die zugleich dem Gottesdienst der dort aufhältlichen Russen orthodoxen Glaubens
dienen könnte. Das gewünschte Areal sollte etwa 2.500-3.000 qm umfassen und sich auf dem Gelände befinden, auf dem die Schlacht stattgefunden hatte; vor allem aber sollte es bis zur Jahrhundertfeier am 18. Oktober 1913 vollendet sein. Die Bitte der russischen Seite war, dass der Bauplatz kostenlos solange zur Verfügung gestellt wird, als wie eine russische Kirche darauf stehen wird.
[43]
Oberbürgermeister Dittrich legte der Stadtverordnetenversammlung am 14. August 1911 das russische Anliegen vor mit dem Ersuchen um Zustimmung für ein Gelände von etwa 2.500 qm, das damals noch dem Johannishospital gehörte, aber unbebaut war. Für diesen »Schmuckplatz« wären dann auch die entsprechenden Entschädigungen zu gewähren. Dittrich betonte, dass die Leistung an die russische Seite unentgeltlich erfolge: Das Land wird nur auf solange zur Verfügung gestellt, als die Kapelle für den Gottesdienst der in Leipzig aufhältlichen Russen orthodoxen Glaubens dient. Geschieht dies nicht mehr, so ist der Platz der Stadtgemeinde innerhalb zu setzender angemessener Frist vollständig geräumt und eingeebnet zurückzugeben. Im Säumnisfalle ist die Stadtgemeinde berechtigt, den Abbruch selbst vorzunehmen und sich aus dem Abbruchsmaterial bezahlt zu machen.
[44] Die Stadtverordnetenversammlung stimmte dem Projekt, das sich aufgrund der Zeitumstände und des historischen Anlasses so grundsätzlich von dem Ringen um eine russisch-orthodoxe Kirche in Dresden unterschied, am 6. September 1911 zu. Zwischen der Stadt und (für Russland) dem Kriegsministerium wurde ein Vertrag dieses Inhalts abgeschlossen; die Bestimmungen wurden am 28. Dezember 1912 in einer Ratsurkunde veröffentlicht.
Die »St. Alexej-Gedächtniskirche zur Russischen Ehre« wurde in kürzester Frist als letzter russischer Sakralbau in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg errichtet; es ist eines der wenigen russischen Kulturgebäude in Leipzig (außer dem ehemaligen Messepavillon der UdSSR auf der Alten Messe). Das Projekt stammte von dem aus St. Petersburg stammenden russischen Architekten Wladimir Alexandrowitsch Pokrowski (1871-1931), der es den 22.000 in der Völkerschlacht gefallenen Soldaten widmete und auch an der Einweihung des Denkmals teilnahm. Erbaut wurde die Kirche von dem Leipziger Architektur-Atelier Georg Weidenbach & Richard Tschammer. Die Kirche, das früheste Beispiel einer russischen Zeltdachkirche, ist der von Zar Iwan III. Anfang des 16. Jahrhunderts gestifteten Christi-Himmelfahrts-Kirche in Kolomenskoje nachempfunden.[45] Der Baubeginn erfolgte Mitte August 1912; die Grundsteinlegung erfolgte erst am 28. Dezember 1912 (als das Gebäude schon 30 m aus dem Boden herausragte!) in Anwesenheit von viel Prominenz, wie Oberbürgermeister Dittrich, Archimandrit Paraschkewitsch, Generalkonsul Graf I. A. Mussin-Puschkin, Erzpriester A. P. Malzew sowie dem russischen Kriegsminister General Wladimir Suchomlinow. Das Bautempo war enorm, obwohl es Finanzierungsprobleme gab, denn das Gesamtprojekt Pokrowskis musste um ein Drittel reduziert werden, so fehlen die ursprünglich vorgesehenen Seitenanbauten. Die endgültige Gesamtsumme von rund 500.000 Mark wurde durch Sammlungen in ganz Russland aufgebracht; das Baumaterial von dort geliefert. Am 17. Oktober 1913 fand dann die Weihe der Kirche statt; ein glänzendes Bild griechisch-orthodoxer Riten und militärisch-höfischer Prunkentfaltung, wie das »Leipziger Tageblatt« schrieb.[46] Zar Nikolaus II. hatte zugestimmt, dass die Kirche nach seinem einzigen Sohn benannt wurde und entsandte seinen Vetter, den Großfürsten Kirill Wladimirowitsch, zur Einweihung. Freilich ging dieses Ereignis im nationalen Rausch der offiziellen Feierlichkeiten zur Weihe des Völkerschlachtdenkmals und auch in den sich abzeichnenden, in der Folge zum Krieg führenden politischen Differenzen zwischen den beiden Staaten in der Presse weitgehend unter. Die sächsische Presse nahm nicht überschwänglich, sondern eher verhalten-protokollarisch Notiz von diesem Ereignis, wenngleich die Überführung der Gebeine der gefallenen russischen Soldaten und Offiziere vom Neuen Johannisfriedhof in die Krypta der neuen Kirche am 16. Oktober und dann auch die Kirchweihe am 17. Oktober durchaus herausgestellt wurde.[47] Hervorhebung fand neben dem Moskauer Synodalchor der aus 12 Sängern bestehende Dresdner Gesandtschaftschor unter der Leitung von Franz Reiche. Dennoch erfüllte sich der Wunsch der russischen Kolonie nach eigenständigen Gottesdiensten nicht. Noch im September 1913 durften in der russischen Gedächtniskirche, wie sie fortan hieß, nur Taufen und Trauungen vollzogen werden, keine Gottesdienste. Der Erste Weltkrieg führte aber, wie in Dresden auch, zur Schließung der Kirche. Eine Neueröffnung fand erst in der Weimarer Republik am 28. Januar 1928 statt.
Heute existieren in Sachsen große russisch-orthodoxe Gemeinden, die sich in den Städten Dresden (mit über 1.000 Gläubigen), Leipzig und auch Chemnitz konzentrieren, wo regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Die im letzten Jahrzehnt stark angewachsene Zahl von Zuwanderern aus Russland und den anderen Nachfolgestaaten der UdSSR, unter denen sich nicht wenige russisch-orthodoxe Gläubige finden, führte zu einer deutlichen Stärkung der Orthodoxie in Sachsen. Gerade das aber führte dazu, dass sie gemeinsam mit ihr nahestehenden kirchlichen Hilfsorganisationen, wie etwa in Leipzig mit dem im Jahre 2000 gegründeten »Deutsch-Russischen Hilfswerk zur Heiligen Alexandra e.V.«, eine nicht zu unterschätzende Arbeit bei der Integration der Neubürger in das deutsche Leben und bei der Lösung ihr großen und kleinen Sorgen spielen.
Fußnoten
[1] Die Nestorchronik, in: O Bojan, du Nachtigall der alten Zeit, Berlin 1965, S. 55.
[2] Vgl. K. Gaede, Russische Orthodoxe Kirche in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert Köln 1985, S. 15ff.
[3] D. Fassmann, Das Glorwürdigste Leben und Thaten Friedrich Augusti, des Großen, Königs in Pohlen und Churfürsten in Sachsen, Hamburg, Frankfurt 1733, S. 293.
[4] Ebenda, S. 650.
[5] Zit. nach O. Hahne, Die Hochzeit zu Torgau am 14. (25.) Oktober 1711, in: Thüringisch-Sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst 1 (1911), S. 270.
[6] N. Datziopoulos, Die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde in Leipzig, in: Griechen in Leipzig. Damals. Heute, Leipzig 1999, S. 60.
[7] Ebenda.
[8] I. K. Smolič, Istorija russkoj cerkvi (Geschichte der russischen Kirche). 1700-1917, Teil 1, Moskau 1996, S. 582.
[9] In den Leipziger Adressbüchern zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird als Gründungsjahr der griechischen Kapelle immer 1769 angegeben.
[10] S. Hillert, Leipzig und Rußland im 18. Jahrhundert, in: Tausend Jahre Taufe Rußlands. Taufe in Europa, Leipzig 1993, S. 645ff.
[11] Vgl. E. Hexelschneider, Kulturelle Begegnungen zwischen Sachsen und Russland 1790-1849, Köln, Weimar, Wien 2000, S. 148.
[12] Zit. bei G. Klemm, Dresden unter dem russisch-preussischen Generalgouvernement, Dresden 1930, S. 37.
[13] W. Schäfer, Zur Geschichte der öffentlichen Gebäude Dresdens. F. Die Kirchen und Kapellen, in: Dresdner Anzeiger Nr. 203 vom 21. Juli 1868.
[14] Vgl. Hexelschneider (wie Anm. 11), S. 148.
[15] Zit. nach Klemm (wie Anm. 12), S. 39, Anm. 18.
[16] M. A. Bakunin, Sobranie sočinenij i pisem 1828-1876 (Sammlung von Werken und Briefen), Bd. 3, Moskau 1925, S. 157.
[17] In: Gesetzsammlung für das Königreich Sachsen vom Jahre 1831, Dresden 1831, S. 249.
[18] Hier und im folgenden nach Stadtarchiv Dresden, Kirchenamt Sect. III Cap. 11. Nr. 12. »Acta, die Entwicklung eines regelmäßigen griechisch-katholischen Privat- und Hausgottesdienstes in Dresden ... betreffend«.
[19] Vgl. M. Dandar, Stätte der Anbetung und Sehnsucht nach dem Segen Gottes. Rückblick auf die hundertjährige Geschichte der Dresdner Kirche des hl. Simeon. In: Stimme der Orthodoxie 1974, H. 4, S. 19ff., leider in den Daten nicht immer genau.
[20] Stadtarchiv Dresden. Sect. III Cap. II Nr. 42, BI. 28 (wie Anm. 18).
[21] A. Mal'cev, Pravoslavnye cerkvi i russkie učreždenija za graniceju (Rechtgläubige Kirchen und russische Institutionen im Ausland), in: Bratskij ežegodnik, Petrograd 1906, S. 110f.
[22] A. G. Dostojewskaja, Tagebücher. Die Reise nach dem Westen, Königstein/Ts. 1985, S. 28.
[23] Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden. Ministerium für Volksbildung Nr. 21 547, BI. 41-46, woraus im Folgenden zitiert wird. Von diesen Russen kennen wir zwar die Namen, wissen aber sonst fast nichts über ihr Leben und die konkreten Gründe, warum sie in Dresden verweilten.
[24] Ebenda, BI. 51ff.
[25] Stadtarchiv Dresden, Litt. R 19/498 Acten der Stadtverordneten zu Dresden die Erbauung einer russisch griechischen Kirche betr.
— Alle folgenden Zitate danach.
[26] Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dresden im Jahre 1871, 41. (1674.). Öffentliche Sitzung, S. 272f.
[27] Nach dem Protokoll des Kirchenrates vom 7. Mai 1874 im Archiv der Russisch-orthodoxen Kirche.
[28] Ebenda.
[29] Stadtarchiv Dresden, Litt. R 19/498 (wie Anm. 251.
[30] Zur architektonischen Gestaltung vgl. H. Mai / J. Flemming, Die russischen Kirchen in Potsdam, Weimar, Dresden, Leipzig, Berlin 1983, S. 15ff.; V. Schälike u. a., 125 Jahre Russische Orthodoxe Kirche
des heiligen Simeon vom wunderbaren Berge zu Dresden, Dresden 1999, S.18ff.
[31] Vgl. Stadtarchiv Dresden, Litt. R. 19/498 (wie Anm. 25).
[32] N. v. Gerbel, Zur Einweihung der russischen Kirche, in: Dresdner Anzeiger Nr. 155 vom 4. Juni 1874.
[33] Ebenda, Nr. 156 vom 5. Juni 1874.
[34] Gerbel (wie Anm. 32), in: Dresdner Anzeiger Nr. 155 vom 4. Juni 1874.
[35] A. G. Dostojewskaja, Erinnerungen, Berlin 1976, S. 213f.
[36] Vgl. Gerbel (wie Anm. 32) in: Dresdner Anzeiger Nr. 180 vom 29. Juni 1875.
[37] Dandar (wie Anm. 19), S. 23f.
[38] Sächsisches Hauptstaatsarchiv (wie Anm. 23), BI. 75ff.
[39] Ebenda, Bl. 93.
[40] A. Lirondelle, Le poète Alexis Tolstoí. L'homme et l'œuvre, Paris 1912, S. 217. Vermutlich liegen die Gründe für diese Heirat in Leipzig in der Biographie A. K. Tolstois, der mit seiner in früherer Ehe bereits verheirateten Frau schon zehn Jahre in freier Gemeinschaft zusammenlebte.
[41] Stadtarchiv Leipzig, Kap. 42. 0Nr.l. Akten, die Einrichtung russischer Gottesdienste in Leipzig betr.
Alle Zitate im folgenden nach dieser Quelle.
[42] Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Ministerium für Volksbildung Nr. 21 786, Bl. 104f.
[43] Ebenda, Nr. 1 300 58/44, Bl. 142.
[44] Ebenda, BI. 140.
[45] Mai/Flemming (wie Anm. 30), S. 20ff.
[46] Leipziger Tageblatt und Handels-Zeitung Nr. 529 vom 17. Oktober 1913.
[47] Vgl. Leipziger Zeitung Nr. 241 vom 16. Oktober und Nr. 242 vom 17. Oktober 1913 sowie Dresdner Anzeiger Nr. 287 vom 17. Oktober 1913.
Anmerkungen
Der Verfasser dankt Erzpriester Georgi sowie Wolfgang Pilz, Valerija Schälike und Hans-Joachim Scheibe (alle Dresden) und Michael Schippan (Berlin) für die Bereitstellung wichtiger Materialien sowie für wertvolle Hinweise. Besonderer Dank gilt dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden sowie den Stadtarchiven in Leipzig und Dresden für die Möglichkeit, die entsprechenden Dokumente einsehen und auswerten zu dürfen.
Autor
Prof. Dr. Erhard Hexelschneider
Paul-Gruner-Straße 21a
04107 Leipzig