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In den Festen des Kirchenjahres wird das orthodoxe Brauchtum besonders lebendig. Das Osterfest - die Auferstehung Christi - ist das höchste Fest der orthodoxen Kirche. Seit dem 4. Jahrhundert bereiten sich die orthodoxen Christen innerlich durch das Große Fasten, eine Fastenzeit von 40 Tagen, darauf vor. Während dieser Zeit übt der orthodoxe Christ den Verzicht auf Fleisch, Eier- und Milchspeisen. In der Nacht zum Ostersonntag versammelt sich die ganze Gemeinde zur Osterprozession um ihre Kirche und zum anschließenden festlichen Ostergottesdienst. Nach der Feier der Göttlichen Liturgie, oft schon in der Morgenstunde, segnet der Priester die mitgebrachten Osterkuchen (Kulitsch), die Ostereier und Milchspeisen (Pascha) und die Gemeinde trifft sich zu einem gemeinsamen fröhlichen Ostermahl, denn "Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden!"

Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Vollmond, welcher auf die Frühlings-Tagundnachtgleiche folgt, gefeiert. Christi Himmelfahrt und Pfingsten, die Ausgießung des Heiligen Geistes, folgen nach 40 bzw. 50 Tagen. Neben diesen "beweglichen" Feiertagen gibt es noch andere, die jedoch an ein festes Datum gebunden sind.

An dieser Stelle muss auf eine Besonderheit des orthodoxen Kirchenkalenders hingewiesen werden: er folgt der Datierung des alten Julianischen Kalenders, so dass zu dem heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender eine Differenz von 13 Tagen besteht. Die Daten nach dem Alten Kalender werden im folgenden in Klammern wiedergegeben.

Der 14. Januar (1.1.) ist der Tag der Beschneidung des Herrn. An diesem Tag wird die Basileios-Liturgie zelebriert. Seit dem 2. Jahrhundert wird am 19. Januar (6.1.). dem Epiphaniastag, der Taufe des Herrn gedacht. Mit der Zeremonie der Wasserweihe wird der Gang Jesu zum Jordan nachvollzogen. Die Gläubigen trinken das geweihte Wasser und nehmen es mit nach Hause.

Das Fest der Darstellung des Herrn am 15. Februar (2.2.) entspricht dem Tag Maria Lichtmess der westlichen Kirche. Es erinnert an das Erstlingsopfer Jesu 40 Tage nach seiner Geburt. Unter Kaiser Justinian wurde es in Konstantinopel im Jahre 542 erstmals festlich begangen. Am 7. April (25.3.) wird das Fest der Verkündigung an die Gottesmutter gefeiert. Das Fest der Verklärung Christi wird am 19. August (6.8.) begangen. Die Errichtung einer Kirche auf dem Berg Tabor ist seit dem 5. Jahrhundert Ausgangspunkt dieses Festes.

Dem westlichen Mariä-Himmelfahrt-Fest ähnlich ist der orthodoxe Festtag Entschlafen der Gottesmutter am 28. August (15.8.). Ihm geht eine zweiwöchige Fastenzeit voraus.

Das Fest Maria Geburt am 21. September (8.9.) wird seit dem 6. Jahrhundert gefeiert. "Deine Geburt, Jungfrau, Gottesgebärerin, hat alle Welt mit Freude erfüllt. Denn aus Dir ging auf die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, unser Gott."

Der 27. September (14.9.), das Fest der Kreuzerhöhung gehört zu den hohen Festen der orthodoxen Kirche. Es wurde schon im 4. Jahrhundert in der Jerusalemer Grabeskirche gefeiert zum Andenken an die Auffindung des Kreuzes Christi am 13. September des Jahres 326.

Auf eine legendäre Vision der Bewahrung Konstantinopels vor feindlicher Bedrohung geht das Fest Pokrow (Bedeckung) zurück. Es wird am 14. Oktober (1.10.) gefeiert.

Der Tag der Einführung der Gottesmutter in den Tempel wird am 4. Dezember (21.11.) gefeiert. Erstmals wurde dieses Fest im 8. Jahrhundert bezeugt. Dem deutschen Weihnachtsfest entspricht das Fest der Geburt Christi. Es wird vom 6. bis 8. Januar (24. bis 26.12.) gefeiert. Die Gemeinde bereitet sich darauf mit einem vierzehntägigen Fasten vor. Die Swjatki, die Heiligen Tage, die auf das Weihnachtsfest folgen, sind durch besondere Freude geprägt. Weiterhin kennt die orthodoxe Kirche noch eine Reihe von Festtagen zum Gedenken an bestimmte Heilige wie z.B. Petrus und Paulus am 12. Juli (29.6.) oder Nikolaus von Myra am 19. Dezember (6.12.).


Mit angezündeten Kerzen treten Gemeindemitglieder die Kreuzprozession an