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Predigt zum 26. Sonntag nach Pfingsten (2025) über die Heilung einer gekrümmten Frau am Sabbat

Lk 13:10-17

Roman Bannack, Priester | Zugriffe: 22
Predigt zum 26. Sonntag nach Pfingsten (2025) über die Heilung einer gekrümmten Frau am Sabbat

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Liebe Brüder und Schwestern, der heilige Apostel und Evangelist Lukas berichtet uns, wie der Herr am Sabbat in einer der Synagogen lehrt. Dort ist eine Frau, seit achtzehn Jahren verkrümmt, die sich nicht aufrichten kann. Er sieht sie, ruft sie zu sich und spricht: „Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit.“ Er legt ihr die Hände auf – und sogleich richtet sie sich auf und lobt Gott.

Im Evangelium heißt es, dass der Herr diese Frau selbst sah. Sie wandte sich nicht an Ihn, geschweige denn „drängte“ sie sich zu Ihm vor, wie wir es in der Schilderung anderer Begegnungen des Herrn mit dem Volk sehen. Und Er verlangt von ihr weder Buße noch ein Bekenntnis des Glaubens. Christus erweist angesichts des Leids schlicht, ohne jede Bedingung, Barmherzigkeit.

Der Herr selbst erklärt, was geschehen ist: diese Frau hat „der Satan gebunden, siehe, achtzehn Jahre lang.“ Er schreibt diese Krankheit dem Wirken des Satans zu – und befreit die Frau davon. Das Leiden des Menschen ist nicht Gottes Wille! Es ist kein „erzieherisches Mittel“ oder ein Weg, den Gott uns angeblich zu unserem eigenen Besten wünscht.

Es ist wichtig, hier klar zu sagen: Im Evangelium weist Christus den Gedanken zurück, Leid sei an sich nützlich oder heilsam. Er entlarvt im Gegenteil seine wahre Quelle – die gefallene Welt, die Finsternis, die sich Gott widersetzt.

Gewiss kommt es vor, dass gerade Leid den Menschen dazu drängt, Gott zu suchen. Aber das macht das Leid selbst nicht gottgefällig. Gott tritt vielmehr selbst den Kampf dagegen an, und am Kreuz nimmt Er freiwillig das Leiden auf Sich, um dessen Macht von innen heraus zu zerstören.

Doch der Synagogenvorsteher empörte sich. Heilen – das sei ja möglich, aber nur nicht am Sabbat. Alles müsse seiner Meinung nach nach dem Buchstaben des Gesetzes geschehen. Anstatt sich zu freuen und Gott zu danken, kritisiert er sogar die geheilte Frau – wobei er sich sorgfältig bemüht, die Kritik nicht direkt an Christus zu richten. Doch schon im Buch Exodus hat der Herr den Sabbat gerade als Befreiung geboten: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du feiern, auf dass dein Ochs und dein Esel ruhen und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich erquicken.“ (Ex 23,12). Wenn man selbst dem Vieh am Sabbat Ruhe von seiner Last gönnt, sollte dann nicht erst recht die Tochter Abrahams von ihrer schweren Bürde befreit werden?

So war es seit alters her geboten. Doch bereits die Propheten sagten klar, dass auch dieses Gebot zu einer leeren Form, zu bloßen Buchstaben des Gesetzes werden kann. Der Prophet Jesaja übermittelt die Worte des Herrn über jene, die den Dienst in leere Rituale verwandeln: „Meine Seele ist feind euren Sabbaten … Und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut. Waschet, reiniget euch! Tut eure bösen Taten aus meinen Augen! Lasst ab vom Bösen, lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!“ (Jes 1,14-17). Das ist der Gott wohlgefällige Sabbat. Und deshalb ist die Heilung keine Schändung des Sabbat, sondern die eigentliche Erfüllung seines Sinns: dem Menschen Ruhe von seiner schweren Bürde zu schenken.

Unser Herr Jesus Christus ist Menschenfreund. Er belässt den Menschen nicht unter der Herrschaft des Leidens, weder am Sabbat noch an einem anderen Tag. Er nimmt unsere Schwachheiten auf Sich und trägt unsere Krankheiten, um uns von der Macht des Feindes zu erlösen. Das Leiden bleibt in der gefallenen Welt, aber es kommt nicht von Gott und ist Ihm nicht wohlgefällig. Gottes Verheißung ist eine andere: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Offb 21,4).

Daher, liebe Brüder und Schwestern im Herrn, lasst uns nicht wie die Synagogenvorsteher sein und die Gebote zur Last machen, lasst uns nicht den Nächsten wegen eines Verstoßes gegen Regeln verurteilen, sondern lasst uns dem Leidenden eilig Hilfe bringen – dann wird auch an uns erfüllt, was der Herr an der Tochter Abrahams vollbrachte: Er wird uns aufrichten, uns gerade machen und uns fähig, Gott aufrichtig zu loben. Amen.

Geschrieben von Roman Bannack, Priester