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Die Zehn Gebote in christl. Auslegung

Frage: Wie legt die christliche Lehre das erste Gebot aus?

Antwort: Daß Gott immer an die erste Stelle gesetzt werden soll.

Frage: Wer sündigt gegen das erste Gebot?

Antwort: Wer wegen eines menschlichen Vorteils Gott gleichsam zur Seite schiebt; wer beispielsweise die Kirche versäumt, weil er ausschlafen will; wer am Sonntag arbeitet, weil er zusätzlich verdienen will; wer sich schämt, öffentlich seinen Glauben zu bekennen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das zweite Gebot aus?

Antwort: Es ist nicht erlaubt, sich einen Ersatz für den wahren Gott zu schaffen, sich also etwa einen Talisman zuzulegen, der vor Unheil schützen oder Glück bringen soll. Jeder Aberglaube ist ein Verstoß gegen das zweite Gebot.

Frage: Ist das Verehren von Ikonen eine Sünde gegen das zweite Gebot?

Antwort: Nein, weil ja nicht das Holz und die Farbe verehrt werden sollen, sondern die dargestellte Person. Die Ikonen sind geweiht und deshalb bezieht sich unsere Verehrung vor allem auf den, von dem die Weihe stammt, also auf Gott.

Fr2ge: Wie legt die christliche Lehre das dritte Gebot aus?

Antwort: Wer gedankenlos den Namen Gottes ausspricht, versündigt sich gegen dieses Gebot. Jedes Spötteln über Gott und die Heiligen, insbesondere auch über die Jungfrau Maria, ist eine Sünde gegen das dritte Gebot.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das vierte Gebot aus?

Antwort: Nach dem vierten Gebot ist jede bezahlte Arbeit und jede schwere Arbeit überhaupt, an Sonn- und kirchlichen Feiertagen verboten. Wenn man wegen einer Arbeit den Kirchenbesuch versäumt, ist die Sünde gegen das vierte Gebot besonders schwer.

Frage: Sündigt gegen das vierte Gebot ein Arzt, der am Sonntag einen Patienten behandelt, bzw. ein Feuerwehrmann, der ein Feuer bekämpft, bzw. ein Zugschaffner, bzw. ein Polizist, der am Sonntag Dienst tut?

Antwort: Nein; das ist Notdienst. Notdienst ist auch an Sonn- und Feiertagen erlaubt. Das hat der Herr Jesus ausdrücklich gesagt.

Frage: Gibt es außer Verboten für den Sonntag auch ein Gebot?

Antwort: Geboten ist an Sonn- und Feiertagen der Besuch des Gottesdienstes.

Frage: Wozu gehen wir in die Kirche?

Antwort: Wir gehen in die Kirche

  1. um Gott zu ehren und Ihm unsere Liebe zu erweisen
  2. um Gott zu danken für das, was Er im Laufe der vergangenen Woche für uns getan hat
  3. um Abbitte zu tun für alles, was wir in der vergangenen Woche Unrechtes getan haben
  4. um Gottes Segen in der kommenden Woche für uns und unsere Angehörigen zu erbitten
  5. um teilzunehmen an der Fürbitte, die in der Kirche für die Notleidenden, Kranken und Verstorbenen geleistet wird. Durch diese Teilnahme dürfen wir erwarten, daß unsere Gemeinde auch für uns beten wird, wenn wir es nötig haben.

Frage: Was ist uns an Sonn- und Feiertagen besonders empfohlen?

Antwort: Werke der Nächstenliebe, z. B. Kranke oder vereinsamte Menschen zu besuchen und Ähnliches.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das fünfte Gebot aus?

Antwort: Das fünfte Gebot meint nicht nur den leiblichen Vater und die leibliche Mutter, sondern gebietet, die älteren Menschen zu achten und ihnen, wenn es nötig ist, zu helfen. Auch Lehrer sind damit gemeint.

Frage: Was für besondere Pflichten hat ein Kind den Eltern gegenüber?

Antwort: Es soll für seine verstorbenen Großeltern, Eltern, und Geschwister beten, und zwar sein ganzes Leben lang.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das sechste Gebot aus?

Antwort: Sünde gegen das sechste Gebot ist nicht nur das Töten eines Menschen und der Selbstmord, sondern auch der Haß, die Bosheit, auch die Gefährdung der anderen (z. B. wenn man unvorsichtig fährt oder einem Verunglückten die Hilfe verweigert) und überhaupt jede böse Tat.

Der Herr Jesus hat gelehrt, daß auch das Beleidigen eines Menschen eine Sünde gegen das sechste Gebot ist. Auch Tierquälerei ist eine Sünde gegen das sechste Gebot.

Frage: Welche ist die schwerste Sünde gegen das sechste Gebot?

Antwort: Es ist der Selbstmord. Ein Selbstmörder kann das Seelenheil nicht erlangen. Er hat durch seine Tat sich selbst verdammt. Deshalb betet die Kirche für seine Seele nicht.

Frage: Warum nicht?

Antwort: Mord ist Mord. Ob man einen anderen oder sich selbst ermordet hat, hat man doch Menschenmord begangen. Herr über Leben und Tod ist aber Gott allein, nicht der Mensch!

Fragt: Wenn Gott auch die ganz schweren Sünden vergeben kann, wieso heißt es, daß die Selbstmörder verdammt sind?

Antwort: Gott vergibt nur solchen Menschen, die ihre Sünde bereuen, zu Ihm um Vergebung beten und gerne alles tun möchten, um das Getane wenigstens einigermaßen auszugleichen. Aber wann soll ein Selbstmörder seine Tat bereuen und abbitten, wenn er ja im selben Augenblick stirbt oder zumindest das Bewußtsein halb oder ganz verliert? Nun wissen wir, daß das ewige Schicksal des Menschen im Augenblick des Todes besiegelt wird: Ist er im Glauben an Gott, in der Liebe zu Ihm und in der Hoffnung auf Vergebung gestorben und hat seine Sünden bereut, dann entwickelt sich seine Seele im Jenseits so, daß sie immer reiner und schöner wird, bis sie zuletzt die himmlische Seligkeit erreicht. Stirbt aber ein Mensch als verstockter Sünder, d. h. ohne seine Sünden aufrichtig bereut und um Vergebung gebetet zu haben, oder mit Haß oder Verzweiflung im Herzen (Verzweiflung ist ja auch eine schwere Sünde), dann entwickelt sich seine Seele eben in dieser Richtung, also in Richtung der Hölle (ewiger Qual). Eine Möglichkeit der Umkehr gibt es ja nach dem Tod nicht mehr.

Frage: Darf ein Mensch auch dann nicht Selbstmord begehen, wenn er unheilbar krank geworden ist und dadurch sich und seine Angehörigen zur Last wird?

Antwort: Auch dann darf er es nicht. Gott meint es mit seinen Kindern gut und will keinen Menschen quälen. Wenn Er jemanden leiden läßt, so weiß Er, warum. Im Gleichnis vom „Reichen Mann und Armen Lazarus“ zeigt uns der Herr Jesus, wie ein Mensch, der unvermeidliches Leiden in Geduld trägt, sich schon dadurch die himmlische Seligkeit erwirbt. Angehörige, die das Pflegen des Kranken als „unerträgliche Last“ empfinden, sollten ebenfalls an dieses Gleichnis denken.

Frage: Wird immer jeder Selbstmörder verdammt? Gibt es keine Ausnahmen?

Antwort: Es gibt Ausnahmen. Wenn jemand in geistiger Umnachtung (als Geisteskranker) oder unter Zwang oder bei benebeltem Bewußtsein Selbstmord verübt hat, dann gilt er nicht als verdammt und die Kirche betet für ihn und beerdigt ihn christlich.

Frage: Welche Sünde ist vor Gott ebenso schwer wie Mord?

Antwort: Es ist, wenn man jemanden zum Mord oder Selbstmord verleitet hat.

Frage: Welche Sünde ist dem Selbstmord ähnlich, wenngleich nicht so schwer?

Antwort: Wenn man bewußt seiner Gesundheit schweren Schaden verursacht, z. B durch Trunksucht oder Einnahme von Rauschgift.

Frage: Gibt es noch eine weitere Sünde gegen das sechste Gebot?

Antwort: Ja. Die Schadenfreude.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das siebente Gebot aus?

Antwort: Das siebente Gebot verbietet alle Sünden gegen die Treue in der Ehe, auch gegen die Keuschheit und Reinheit der Seele. Schmutzige Witze, Schamlosigkeiten und alle Taten, deren man sich schämen würde, sie den Eltern zu erzählen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das achte Gebot aus?

Antwort: Das achte Gebot verbietet, sich zu Unrecht fremdes Eigentum und Geld anzueignen und gestohlenes Gut zu erwerben oder zu verstecken. Dazu gehört auch das mutwillige Nichtbezahlen von Schulden, das Verkaufen von nicht abgezahlten Sachen, Leihen gegen Wucherzinsen, Nichtabliefern von Fundsachen, Unterschlagen von fremden Geldern und „ähnliches.

Frage: Gibt es eine besonders schwere Sünde gegen das achte Gebot?

Antwort: Solche Menschen zu bestehlen, zu betrügen oder zu benachteiligen, die sich nicht dagegen wehren können, wie z. B. alte Leute, Kinder usw.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das neunte Gebot aus?

Antwort: Das neunte Gebot verbietet die Verleumdung, die Lüge, den Betrug und alle Sünden, die mit Lüge, Betrug oder Verleumdung Zusammenhängen. Es verbietet auch die üble Nachrede.

Frage: Was ist „Verleumdung“?

Antwort: Wenn man über einen Menschen unwahre böse Behauptungen macht, die seinem Ansehen, seinem Ruf und seiner Ehre schaden.

Frage: Was ist üble Nachrede?

Antwort: Wenn man über einen Menschen Böses behauptet und dadurch seinem Ansehen, seinem Ruf und seiner Ehre schadet, auch wenn es wahr sein könnte. Man darf überhaupt nicht über andere ohne wichtigen Grund abfällig sprechen..

Frage: Ist es eine Sünde, wenn man vor einem Übeltäter warnt?

Antwort: Das ist keine Sünde, sondern im Gegenteil ein Werk der Nächstenliebe. Das gilt aber nur, wenn man ganz genau weiß, daß der Mensch, vor dem man warnt, wirklich böse Absichten hat.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das zehnte Gebot aus?

Antwort: Durch das zehnte Gebot wird jede Art von Neid und alles, was auf Neid zurückzuführen ist, verboten.

Frage: Kannst du Beispiele angeben?

Antwort: Wenn man aus Neid jemandem etwas Böses tut oder wünscht, wenn man einen anderen herabsetzt, um sich selbst hervorzuheben, dann sündigt man gegen das zehnte Gebot.

Frage: Kann man gleichzeitig gegen zwei Gebote sündigen?

Antwort: Ja. Wenn man z. B. durch Betrug Geld erschwindelt, sündigt man gleichzeitig gegen das achte und das neunte Gebot. Wenn man Eltern oder Lehrer anlügt, dann sündigt man gleichzeitig gegen das fünfte und das neunte Gebot.