Die Seligpreisungen
Frage: Was versteht man unter „Seligpreisungen?“
Antwort: Das sind neun Anweisungen Christi, die den Weg zur Seligkeit zeigen.
Frage: Was bedeutet der Ausdruck „Seligkeit?“
Antwort: Er bedeutet einen Zustand des Glücklichseins und der Freude.
Frage: Wie lautet die erste Seligpreisung?
Antwort: Selig sind die Armen im Geiste, denn das Himmelreich ist ihrer.
Frage: Was bedeutet der Ausdruck „Armen im Geiste?“
Antwort: Damit sind die gemeint, die wissen, daß alles, was sie sind, alles, was sie haben und können, von Gott kommt und ein Geschenk der väterlichen Liebe Gottes ist. Wenn wir leicht lernen, dann deshalb, weil Gott uns Klugheit gegeben hat und wenn wir schwer begreifen, so brauchen wir Gott nur aufrichtig um Erleuchtung zu bitten. Er wird dann unseren Verstand lernfähig machen. Unsere Freude darüber wird um so größer sein.
Frage: Weshalb wird von den Armen im Geiste gesagt, „das Himmelreich ist ihrer“?
Antwort: Wenn ich weiß, daß alles Gute, was mir zukommt, von Gott stammt, dann fühle ich, daß Er wie ein Vater zu mir ist, und ich liebe Ihn als meinen himmlischen Vater. Wer seinen Vater wirklich liebhat, der tut alles, um ihm Freude zu machen und. ihn nicht zu verärgern. Wenn wir uns Gott gegenüber so verhalten, dann kommen wir ins Himmelreich.
Frage: Wie lautet die zweite Seligpreisung?
Antwort: Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Frage: Welche „Trauernden“ sind da gemeint? Sind es solche, die immer jammern und unzufrieden sind?
Antwort: Keinesfalls. Immer Jammernde und Unzufriedene sind Gott und den Menschen ein Greuel.
Frage: Von welchen Trauernden ist hier also die Rede?
Antwort: Von solchen, die ihre eigenen und anderer Menschen Sünden betrauern. Sie sind das Gegenteil von Menschen, die sich sagen, „Ich bin halt so, ich kann mich nicht ändern“. Solche Menschen trauern nicht über ihre Sünden. Auch wer sich laut über die Sünden eines anderen empört, hat keinen Anteil an dieser Seligpreisung.
Frage: Was verspricht Jesus Christus den Trauernden?
Antwort: Daß sie getröstet werden. Und das gilt auch von solchen, die einen lieben Verstorbenen betrauern. Auch sie werden getröstet werden, weil sie ihn im Himmel wieder sehen werden, wenn sie immer für ihn gebetet haben.
Frage: Wie lautet die dritte Seligpreisung?
Antwort: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich ererben.
Frage: Was versteht man unter einem sanftmütigen Menschen?
Antwort: Einen Menschen, der nicht aufbrausend, gewalttätig und rechthaberisch, sondern geduldig und freundlich ist.
Frage: Warum heißt es, „sie werden das Erdreich besitzen“?
Antwort: Das ist eine Prophetie, die sich noch zu erfüllen hat. Es ist aber bekannt, daß die Sanftmütigen mehr ausrichten als solche, die mit Gewalt die Welt erobern wollen und dann doch im Elend untergehen, wie Napoleon oder Hitler. Jesus Christus war der sanftmütigste unter allen Menschen, und doch hat Er durch seine Lehre und sein Beispiel sich Millionen von Menschen untertänig gemacht.
Frage: Wie lautet die vierte Seligpreisung?
Antwort: Selig sind, die hungern und dursten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden!
Frage: Was heißt „hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“?
Antwort: Damit sind Menschen gemeint, die eine Ungerechtigkeit einfach nicht ertragen können, gleichgültig, wen die Ungerechtigkeit trifft. Selbst ihren schlimmsten Feinden gegenüber empfindet sie eine Ungerechtigkeit als unerträglich. Ein solcher Mensch wird keinem recht geben, der nicht recht hat und auch seinem Feinde nicht unrecht geben, wenn er recht hat.
Frage: Wie nennt Christus solche Menschen?
Antwort: Er nennt sie „selig“, also „glücklich“, weil sie eines Tages sehen werden, wie Gott jedes Unrecht ausgleicht.
Frage: Wie lautet die fünfte Seligpreisung?
Antwort: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Frage: Was ist „Barmherzigkeit“?
Antwort: Das ist, wenn man sich der Notleidenden erbarmt und ihnen mit allen Mitteln zu helfen versucht. Barmherzig ist auch, wer für die Fehler der anderen Entschuldigungen sucht, wie es die Verteidiger im Gericht für ihre Mandanten (= Auftraggeber oder „Schutzbefohlenen“) tun.
Frage: Was ist das Gegenteil von Barmherzigkeit?
Antwort: Hartherzigkeit. Hartherzig sind solche Menschen, die meinen, die Not der anderen gehe sie nichts an und die ihre Nächsten verurteilen, ohne Entschuldigungen für ihre Fehler zu suchen. Noch schlimmer sind Menschen, die für die guten Taten des Nächsten ungute Gründe suchen.
Frage: Wie teilt man die Werke der Barmherzigkeit ein?
Antwort: In Werke der äußeren und der geistlichen Barmherzigkeit. Äußere Werke der Barmherzigkeit sind; Hilfe für Notleidende, für Verunglückte und überhaupt alles, was man tun kann, um einem Menschen in einer Notlage zu helfen.
Geistliche Werke der Barmherzigkeit sind, wenn man der Seele des Nächsten hilft, z. B. wenn man jemanden von einer bösen Tat abhält, oder ihm einen guten Rat gibt, oder wenn man jemanden, der am Glauben zweifelt, belehrt, auch wenn man für andere betet, wenn man Unrecht verzeiht oder sich mit einem Feind, versöhnt.
Frage: Wie soll man sich verhalten, wenn uns jemand um Geld bittet, von dem wir wissen, daß er es mißbrauchen — z. B. vertrinken oder verspielen wird?
Antwort: Solche Bitten soll man unbedingt abschlagen, denn sonst macht man sich mitschuldig, nicht nur an der Sünde selbst, sondern auch an ihren Folgen, so z. B. wenn er betrunken seine Frau und seine Kinder schlägt oder wenn er durch Spielschulden Leid über seine Familie bringt.
Frage: Was verspricht der Herr Jesus den Barmherzigen?
Antwort: Er verspricht ihnen, daß Gott ebenso barmherzig zu ihnen sein wird, wie sie zu anderen waren. Christus hat gesagt, daß Gott uns so richten wird, wie wir die anderen gerichtet haben. Wenn wir die Fehler unserer Nächsten entschuldigen, wird Gott auch uns unsere Sünden verzeihen.
Frage: Soll man deswegen dem Bösen gegenüber gleichgültig sein?
Antwort: Nein. Die Sünde und böse Taten soll man hassen und verwerfen, aber den Sünder nicht hassen, sondern hoffen, daß er bekehrt wird und aufhört, Böses zu tun. Manche tun Böses nur aus Unkenntnis. Solche Menschen soll man belehren.
Frage: Wie lautet die sechste Seligpreisung?
Antwort: Sie lautet: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Frage: Was bedeutet „reinen Herzens“ sein?
Antwort: Das heißt: das Gute lieben und das Böse hassen, alles Schmutzige und Häßliche verabscheuen, das Schöne, Saubere und Liebe suchen. Wer sich so verhält, beginnt Gott immer mehr zu lieben und sich vom Bösen und somit vom Teufel immer stärker abzuwenden. Wenn der Mensch so eingestellt ist, dann befolgt er die Gebote Gottes nicht unter Zwang, sondern findet es viel schöner, Gott zu dienen, als sich vom Teufel verführen zu lassen.
Frage: Was verspricht Jesus Christus denen, die „reinen Herzens“ sind?
Antwort: Er verspricht, daß sie Gott schauen werden.
Frage: Wie kann man Gott schauen?
Antwort: Während des Lebens auf der Erde bemerkt man deutlich Gottes Wirken. Man bemerkt es bei der Naturbeobachtung und am eigenen Leben. Nach dem Tode aber werden die, die reinen Herzens sind, Gott im Himmelreich so sehen können, wie wir auf Erden die Menschen um uns sehen. Sie werden dann vieles verstehen, was sie auf Erden nicht verstehen können.
Frage: Wie lautet die siebente Seligpreisung?
Antwort: Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Frage: Was ist ein „Friedensstifter“?
Antwort: Das ist ein Mensch, der es versucht, Leute, die in Feindschaft leben, zu versöhnen und der alles tut, um zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz und in jedem Verein, dem er angehört, Frieden zu erhalten oder zu schaffen.
Frage: Darf man „um des lieben Friedens willen“ Unrecht zulassen, wenn man es verhindern könnte?
Antwort: Nein, denn man würde sich des Unrechts mitschuldig machen. Aber man soll das Unrecht nicht durch Zank und Streit bekämpfen, sondern so freundlich wie möglich sein. Auf diese Weise erreicht man auch am meisten.
Frage: Ist es gegen das Friedensgebot, wenn man beispielsweise Menschen anzeigt, die Kinder oder Tiere mißhandeln?
Antwort: Nein! Wenn man es nicht tut, macht man sich mitschuldig. Allerdings bevor man jemanden anzeigt, soll man versuchen, durch Zureden das Unrecht zu verhindern.
Frage: Was soll man tun, wenn man nicht recht weiß, wie man sich in einem solchen Fall verhalten soll?
Antwort: Man soll sich fragen: „Was würde ich am liebsten von anderen erwarten, wenn mir solch ein Unrecht geschehen würde?“ Und dann soll man das tun, was man am liebsten für sich erwartet hätte. Dann kann man nichts Falsches tun.
Frage: Wieso kann man da nichts Falsches tun?
Antwort: Weil Jesus Christus geboten hat: „Was ihr wollt, daß euch die Leute tun, das tut ihnen auch“ (Luk. 6, 31, Matth. 7, 12).
Frage: Was verspricht der Herr den Friedensstiftern?
Antwort: Daß sie sollen Gottes Kinder heißen. Wenn sie Frieden stiften, haben sie getan, was Christus ihnen vorgemacht hat. Wer aber Gottes Sohn nacheifert, den betrachtet Gott Vater als besonders liebes Kind.
Frage: Wie lautet die achte Seligpreisung?
Antwort: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.
Frage: Was bedeutet: „um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden“?
Antwort: Wer bei einer bösen Tat oder einer gottwidrigen Handlung nicht mitmachen will und deshalb verfolgt wird, der ist hier gemeint.
Frage: Kannst du Beispiele nennen?
Antwort: Ein Schüler wird gehänselt und beschimpft, weil er einen bösen Streich nicht mitmachen will, oder er wird ausgelacht, weil er zu Hause seinen Eltern geholfen hat, statt mit den Kameraden ins Kino zu gehen. Ein junger Mann wird bedroht, weil er bei einem Diebstahl nicht mitmachen will.
Frage: Was wird den um der Gerechtigkeit willen Verfolgten versprochen?
Antwort: Daß das Himmelreich ihrer ist, daß sie also, wenn siie sich immer um Gerechtigkeit bemühen und dabei niemals nachlassen, die ewige Seligkeit erlangen.
Frage: Wie lautet die neunte Seligpreisung?
Antwort: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Böses wider euch, wenn sie daran lügen. Seid fröhlich und vergnügt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.
Frage: Bedeutet die Seligpreisung nicht das gleiche wie die vorhergehende?
Antwort: Nein, hier handelt es sich insbesondere um die Leiden, die man um Christi willen auf sich nimmt.
Frage: Wer ist mit dieser Seligpreisung gemeint?
Antwort: Die Märtyrer und Bekenner.
Frage: Was ist ein „Märtyrer“?
Antwort: Das ist ein Mensch, der wegen seines Glaubens den Tod erleidet. Die höchste Form des Martyriums ist es, wenn jemand, der sich durch Ableugnung seines Glaubens retten könnte, sich lieber das Leben nehmen läßt, als sich von seinem Glauben loszusagen.
Frage: Woher kommt das Wort „Märtyrer“?
Antwort: Es kommt aus dem Griechischen: „μάρτυς“ heißt „Zeuge“.
Frage: Warum nennt man die Glaubenshelden „Zeugen“?
Antwort: Weil sich niemand für etwas Erlogenes oder etwas nicht Gutes töten lassen wird.
Frage: Gibt es heute noch christliche Märtyrer?
Antwort: Ja, es gibt sie auch heute, wie es sie immer gegeben hat. Christenverfolgungen gibt es immer wieder.
Frage: Was bedeutet das Wort „Bekenner“?
Antwort: Ein Bekenner ist ein Mensch, der seines Glaubens wegen dulden muß, aber lieber leidet, als seinen Glauben zu verleugnen.